Verbraucherschutz Fremdstoffe im Abwasser: Aus den Augen in den Sinn

Über das Abwasser entsorgte Abfälle schädigen Kanäle, Klärwerke und Umwelt. Verbraucherzentrale informiert.

Anne Wormland-Ciechanowicz ist Umweltberaterin bei der Verbraucherzentrale.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Ein kurzer, gedankenloser Spültastendruck am Toilettenkasten und fort sind die Hinterlassenschaften. Zu oft werden dabei aber gleichzeitig auch Medikamente, Essensreste oder Hygieneartikel weggespült. „Es gibt sogar Menschen, die Katzenstreu in der Toilette entsorgen“, sagt Anne Wormland-Ciechanowicz, Umweltberaterin der Verbraucherzentrale NRW.

Was für Folgen die unsachgemäße dieser und anderer Stoffe über das Abwasser im Haus hat, darüber informiert die Verbraucherzentrale seit vergangener Woche mit der Kampagne „Ich sehe was, was du nicht siehst!“. Die Botschaft prangt jetzt auf mehr als 40 Kanaldeckeln im Stadtgebiet und soll die Wuppertaler für die Abwasserprobleme sensibilisieren.

Diese fangen logischerweise zuerst im Kanal an. Was dabei mit Essensresten passiert, weiß Uwe Schaube. Er ist Leiter für den Bereich Betriebs- und Ausführung Abwasser bei den Stadtwerken. „Die Ratten freuen sich natürlich über die Reste“, sagt Schaube. Gleichzeitig führten Speisereste oder auch Speisefette zu Rohrverstopfungen. Mindestens zweimal pro Monat müssten die WSW daher ausrücken. Auch Hygieneartikel wie Q-Tips oder Feuchttücher verstopften die Rohre. „Die Tücher lösen sich nämlich nicht so einfach auf, auch wenn das auf der Packung steht“, sagt Schaube. Werden die Rohre nicht verstopft, können sie außerdem durch aggressive Putzmittel oder Haushaltschemikalien zerfressen werden.

Problematisch ist auch, dass zum Beispiel Chemikalien bei der Fassaden- oder Dachflächenreinigung über Regenwasserkanäle zum Teil ungefiltert in die Gewässer gelangen. Kommen mit Chemikalien belastete Abwässer aber tatsächlich über die Schmutzwasserkanäle in der Kläranlage, wird es nicht immer besser.

Chemikalien und Mikroplastik machen Probleme im Klärwerk

Martin Freund, Bereichsleiter Siedlungswasserwirtschaft beim Wupperverband, erklärt warum. „Bei den Chemikalien können zum Beispiel Medikamente im Klärwerk nicht vollständig abgebaut werden“, sagt Freund. Und der Anteil der über das Abwasser entsorgten Medikamente, vor allem Schmerzmittel, steige seit Jahren an. Die Medikamente gelangen in den Wasserkreislauf und schädigen Umwelt und Tiere. Ebenso wie das in zahlreichen Cremes oder Peelings enthaltene Mikroplastik. „Größere Partikel von zwei bis drei Millimetern Durchmesser können wir im Klärwerk zwar mit dem Sandfilter herausbekommen“, sagt Freund. „Das neue Problem sind die kleineren, die Nanopartikel.“

Die gemeinsame Botschaft der Stadtverantwortlichen und der Verbraucherzentrale ist damit klar: Die meisten Abfälle müssen über den Restmüll entsorgt werden. Medikamente können auch problemlos bei den Apotheken zurückgegeben werden.

Recyclinghöfe und Schadstoffmobile nehmen außerdem Chemikalien wie Lacke oder Farben an.