Bürgermeister Heiner Fragemann gratulierte Wuppertalerin Mechthilde Feick feierte ihren 100. Geburtstag
Wuppertal · Das Geheimnis: Täglich ein Eierlikör zum Kaffee.
Mit einem feinen Lächeln thronte Mechthilde Feick auf ihrem bequemen Sessel und ließ die zahllosen Gratulationen mit sichtlicher Freude über sich ergehen: Die liebenswürdige Dame wurde nämlich am vergangenen Dienstag runde 100 Jahre alt, und das nahmen viele Nachbarn, Freundinnen und Freunde zum Anlass, die Jubilarin mit Blumensträußen und Geschenken zu feiern.
Bürgermeister Heiner Fragemann gratulierte im Namen der Stadt Wuppertal und nahm mit Befriedigung zur Kenntnis, dass in Wuppertal ein Umfeld herrscht, das es vor allem seinen Seniorinnen erleichtert, ein so gesegnetes Alter zu erreichen. Oft ist Altwerden mit zunehmender Einsamkeit gepaart, aber das trifft für diese Bewohnerin des Briller Viertels nicht zu. „Mechthilde hat nur noch eine Nichte als einzige Verwandte. Die kommt erst zum Wochenende. Alle, die hier sind, sind Nachbarn und Freunde, und wir haben fast täglich Kontakt “, sagt eine Besucherin. Und Vermieter Stefan Söhn schaut geradezu liebevoll auf das Geburtstagskind: „Sie ist einfach eine reizende Frau“, so Söhn, in dessen Haus die verwitwete kinderlose Seniorin nun schon seit 1980 wohnt. Die Damen unter den Geburtstagsgästen tragen kleine Diademe, gebildet aus den Buchstaben „Happy Birthday“, und ein Neuankömmling hüpft gleich nach seiner Ankunft fröhlich auf den Schoß seiner Freundin Mechthilde: Pepsi, die Malteser Pudelhündin, die mit ihrem Frauchen, der Friseurin Lisa, zum Gratulieren gekommen ist und sich mit Genuss das lockige Fell kraulen lässt.
„Wie wird man 100 Jahre alt?“: Diese Frage musste kommen, und Mechthilde Feick hat ein spezielles Rezept. „Jeden Tag zum Kaffee ein Gläschen Eierlikör“, meint sie mit einem Schmunzeln, lässt sich dann aber doch entlocken, dass sie in früheren Jahren eine eifrige Leichtathletin bei der Elberfelder Turngemeinde war. Sie stellt außerdem entschlossen fest: „Man darf sich auch von Krankheiten und gelegentlichen Rückschlägen nicht unterkriegen lassen.“
Und: „Ich hatte den schönsten Beruf, den man sich denken kann“, hören wir, und dass sie bis zu ihrem 70. Lebensjahr bei Dr. Tigges-Reisen gearbeitet hat. „In der Verwaltung, denn da kamen mir meine Italienisch-Kenntnisse zugute. Ich habe dann auch bei Vertragsgestaltungen mitgewirkt.“ Mechthilde Feick hat nämlich in Peruggia studiert und liebt Italien auch heute noch. Das konnte sie bei den Besuchen in italienischen Speiselokalen ausleben, die sie bis vor drei Jahren noch regelmäßig zum Mittagessen besucht hat.
Auch mit dem Handy
ist sie versiert
Nach wie vor wohnt sie allein, freut sich aber über die tätige Hilfe ihrer Nachbarinnen und Nachbarn, die alle längst ihre Freunde geworden sind. Positiv geht sie durchs Leben, obwohl sie vor allem in ihren jungen Jahren Schlimmes erlebt hat. „Darüber möchte ich nicht sprechen“, meint sie mit schmerzlicher Miene und erinnert sich auch bewegt noch an die Pogromnacht, wendet sich dann aber wieder ihren zahlreichen Gästen zu. Mit denen kommuniziert sie übrigens nicht nur von Angesicht zu Angesicht, sondern zeigt sich mit ihrem Handy als sehr versiert. „Über Whatsapp schickt sie ellenlange Mitteilungen und Fotos“, berichtet eine Nachbarin, und wenn man Mechthilde fragt, ob sie auch noch am Tagesgeschehen teilnimmt, dann kommt ein fast entrüstetes „Ja, selbstverständlich.“ Und sie fügt gleich hinzu: „Die WZ (der einstige Name „General Anzeiger“ ist ihr geläufiger) lese ich natürlich auch täglich. Die hatte ich schon abonniert, als sie noch erst am Mittag herausgekommen ist“, erinnert sie sich an eine Zeit, die mehr als ein halbes Jahrhundert her ist.