Wuppertals Chefinnen sehen die Frauenquote skeptisch
Wuppertal. Fehlanzeige im Rathaus auf der obersten Führungsetage: Unter den Dezernenten befindet sich keine Frau. Wer sich derzeit jedoch nach Frauen in Führungspositionen innerhalb der Stadt umsieht, findet deutlich mehr als früher: In der Bildung zum Beispiel mit Ulrike Liedtke (Hauptschule Hügelstraße), Silvia Schwarz (CDG), Bettina Kubanek-Meis (Gesamtschule Barmen), Dorothee Kleinherbers-Boden (Gesamtschule Else Lasker-Schüler), Brigitta Bitterich (Berufskolleg Barmen), Nicola Cohnen (Berufskolleg Elberfeld) und Ingeborg Gottlob (Gymnasium Vohwinkel) sowie Petra Winzer als Prorektorin an der Bergischen Uni.
Und in der Wirtschaft? Da leiten viele Frauen wie zum Beispiel Julia Schmidt (Runkel & Schmidt) Jana Winterberg (A. H. Winterberg), Beate Winklewsky (Modemobil) oder Natalie Mekelburger (Coroplast) ihre Unternehmen sowieso — und Natalie Mekelburger nannte die Frauenquote schon zu Beginn des Jahres „eine tiefgreifende Einmischung in die Personalpolitik“.
Silke Jungmann von Ley + Wiegandt wurde gerade mit dem Wirtschaftspreis ausgezeichnet. Sie glaubt, dass es Frauen in Familienunternehmen heute einfacher als früher haben, aber nicht, dass eine Quote etwas bringt: „Die Politik sollte sich da nicht einmischen“, sagt sie.
Helga Rübsamen-Schaeff von Aicuris: „Ich denke, dass eine Frauenquote sinnvoll ist, aber nicht nur für die Vorstandsetagen, sondern als ein systematischer Ansatz, um den Frauenanteil auf allen Ebenen der Unternehmen zu erhöhen.“ Sie hebt den Umstand hervor, dass „gemischte Teams zu besseren Ergebnissen kommen“.
Carmen Bartl-Zorn von der IHK hält eine Quote ebenfalls nicht für sinnvoll. Wichtig sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor allem handele es sich um eine persönliche Entscheidung der Frau, ob sie in eine Führungsposition wolle. Und diese Entscheidung fällt laut Katja Lotze vom Ariadne-Netzwerk für Unternehmerinnen häufig gegen die Karriere aus. Viele Frauen wollten keine 60-Stunden-Woche. Das entspricht häufig nicht der Vorstellung von einer Work-Life-Balance. Eine Quote also? „Das ist keine gute Idee“, sagt Katja Lotze.
Nach Ansicht von Anke Düsterloh hat sich durch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den vergangenen Jahren schon viel getan. Ob man aber eine Quote braucht? „Bei gleicher Qualität haben die Frauen heutzutage im Mittelstand schon gleiche Chancen“, so ihre Beobachtung.
Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher forciert das Thema Frauenquote hingegen sogar: „Ich weiß, wie problematisch eine vorgegebene Frauenquote wirkt. Es ist eine gravierende Einmischung in die Personalpolitik einer Behörde, die derzeit aber offenbar noch notwendig ist. Ich begrüße es, wenn sich mehr Frauen auf Führungsfunktionen bewerben. Um das zu erreichen, habe ich in meiner Behörde ein Projekt initiiert.“