Was glauben Sie denn? Noah? Das war doch der mit der Arche
Die hebräische Bibel – das sogenannte Alte Testament – erzählt die Geschichte des Volkes Israel mit seinem Gott. Doch schon in den ersten Kapiteln wird klar, dass das Schicksal dieses kleinen Volkes eingebettet ist in das der ganzen Menschheit.
Die Völker des Nahen Ostens leben in einem geologisch sehr unberechenbaren Gebiet rund um den großen afrikanischen Grabenbruch. Dort ist es durch tektonische Beben in den Jahrtausenden vor allem am Persischen Golf zu Flutkatastrophen gekommen. Vor etwa 8000 Jahren war der Persische Golf fruchtbares, bewohntes Land, das ein Tsunami des Indischen Ozeans für immer begrub. Diese Ereignisse blieben im Gedächtnis der wenigen Überlebenden und wurden in Fluterzählungen – z.B. dem Gilgamesch-Epos – weiter gegeben. Die Menschen damals sahen in solchen Katastrophen die Strafe der Götter für ihren bösartigen Lebenswandel.
Die Geschichte des Noah beginnt gleich mit der Feststellung: „Noah war ein gerechter, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen, mit Gott wandelte Noah….und die Erde war voller Gewalttaten…..“ (1. Mose 6,9ff) Damit ist klar, dass auch der EINE Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, ein Strafgericht an der Menschheit vollziehen wird, von dem nur Noah und seine Familie ausgenommen sein wird. Aus ihm soll eine neue, bessere Menschheit hervor gehen. Das ist eine Aufgabe, an der die Nachkommen Adams gescheitert sind. Gott beauftragt ihn, eine Arche zu bauen. Auch ihm wurden alle Arten von Tieren anvertraut. Adam hatte ihnen auf Gottes Geheiß noch im Garten Eden Namen gegeben. Was man benennen kann, kommt einem näher. Er sollte heraus finden, ob es unter den Tieren eine Gefährtin für ihn gab und es wurde klargestellt, dass das nicht der Fall war. Aber seine Fürsorge und Verantwortung sollte ihnen gelten.
Dieses muss jetzt Noah übernehmen, denn in der gewaltigen Sintflut werden mit den Menschen die Landtiere und Vögel umkommen.
Noah baut sehr lange an der Arche und die Menschen um ihn herum sind neugierig und fragen, was er da macht. Er gibt ihnen Auskunft, dass eine große Flutkatastrophe kommen werde und er für seine Familie und die Tiere eine rettende Arche baue. Doch die Menschen nutzen diese Chance nicht, halten ihn für einen Spinner und verlachen ihn. So kommt es, wie es kommen muss. Nachdem Noah sich vergewissert hat, dass die Erde wieder begehbar ist, die ausgesandte Taube kam mit einem Olivenzweig zurück – noch heute ein Symbol der Hoffnung auf Frieden – entließ er die Tiere auf den gereinigten Boden. Auf Gottes Geheiß verließen er und seine Familie die Arche und er baute einen Altar und brachte Gott ein Dankopfer dar. Gott schloss mit Noah einen Bund und versprach, nie mehr die ganze Menschheit durch Wasser zu vernichten. Den strahlenden Regenbogen, der sich vor der abziehenden dunklen Wolkenwand abzeichnete, wählte Gott als Erinnerungsmerkmal für diesen Bund.
Wir alle wissen heute, wie der Regenbogen entsteht und doch kann sich kaum jemand der Freude entziehen, die sein Anblick weckt.
Noah und seine Kinder stehen vor der schweren Aufgabe, eine neue Gesellschaft aufzubauen. Damit sie nicht schon im Ansatz scheitern, gibt Gott ihnen ein paar Rahmenbedingungen mit auf den Weg.
1. Glaube an Gott, ehre ihn und preise seinen Namen. 2. Bete keine Götzen an. 3. Achte die Familie. 4. Morde nicht – vergieße kein menschliches Blut. 5. Achte die Rechte und das Eigentum aller Menschen. 6. Übernimm Verantwortung für die Tiere, du darfst von ihnen essen aber nicht ihr Blut verzehren, vor allem iss nicht ein Glied eines lebendigen Tieres. Spontan fallen mir dabei Haifischflossen ein, die heute noch den lebendigen Haifischen abgeschnitten werden und die Fische werden wieder ins Meer geworfen. 7. Schaffe ein Gerichtssystem und übe Gerechtigkeit.
Dieses sind die „Noachidischen Gebote“, die bis heute für alle Menschen gelten. Für uns Juden sind später noch 606 weitere und viele „Durchführungsverordnungen“ dazu gekommen.
Leider hat es auch Noah nicht geschafft, eine gerechte menschliche Gesellschaft zu etablieren wie auch viele nach ihm es nicht vermochten. Immerhin haben wir unter dem Schock der Verbrechen im 20. Jhdt. allgemein gültige Menschenrechte formuliert. Doch können wir diese nur durchsetzen, wenn wir uns zunächst auf unsere menschlichen Pflichten besinnen, über die unsere Vorfahren schon vor Jahrtausenden nachgedacht haben.