Wuppertals Pfandraiser fahren zu Angela Merkel

Der Verein, der mit Leergut Deutschkurse für Flüchtlinge finanziert, wird am 17. März für sein ehrenamtliches Engagement geehrt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Im allerersten Moment dachten wir, es wäre ein Witz“, beschreibt Lev Nazarov vom Verein Pfandraising Wuppertal die Reaktion auf ein Schreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Doch schon bald stellte sich heraus, dass es kein Scherz ist: Als Dank für seine Einsatzbereitschaft soll der Verein eine ehrenamtlich besonders engagierte Person benennen, die an einer Veranstaltung im Bundeskanzleramt in Berlin zur Würdigung von Ehrenamtlichen teilnimmt.

Lev Nazarov, der im Verein das Amt des Schatzmeisters inne hat, ist der Auserwählte, der am 17. März nach Berlin reisen darf. „Er hat unfassbar viel für den Verein gemacht“, sagt die Vorstandsvorsitzende Racel Bosbach.

„Wir hätten nicht gedacht, dass wir etwas so Großes bewirken“, sagt Nazarov. Für ihn sei das die höchste Stufe der Anerkennung für ein Ehrenamt. „Es ist etwas klischeehaft, aber ich bin vor knapp 20 Jahren selbst hier eingewandert und habe auf ein Anliegen gewartet, etwas zurück zu geben.“ Für ihn sei das der Moment gewesen, in dem er sagen könne, er habe etwas erreicht.

Auch seinem Team sei er sehr dankbar, dass es ihn benannt habe. „Noch ist das ganze ziemlich surreal. Zurzeit herrscht erst einmal das Gefühl der Freude über die Anerkennung vor“, sagt Nazarov.

Racel Bosbach, Vorstandsvorsitzende

Wie die Kanzlerin überhaupt auf den Verein gekommen ist, wüssten die Mitglieder gar nicht ganz genau, sagt Racel Bosbach. „Wir vermuten, dass man durch eine Veranstaltung des Landkreises, auf der wir waren, auf uns aufmerksam geworden ist.“

Am 17. März steht für Pfandraising Wuppertal jedoch nicht nur der Besuch im Kanzleramt an. Zusätzlich wird dem Verein von der Initiative „(M)eine Stunde für Wuppertal“ ein Preis überreicht. „Wir sind total glücklich, dass wir bedacht wurden“, so Bosbach. Es sei toll, ein „Dankeschön“ für die Arbeit zu bekommen, die die Ehrenamtlichen verrichten.

Pfandraising Wuppertal bekommt dann eine kleine Skulptur und die sogenannte „Gute Karte“, die es den Mitgliedern ermöglicht, an Anerkennungsevents teilzunehmen. „Wir hoffen natürlich, dass wir dadurch noch etwas Aufmerksamkeit generieren können“, betont Bosbach.

Zuletzt habe der Verein sein Konzept ein wenig verändert, wie Racel Bosbach erzählt. Anfangs waren es lediglich Deutschkurse, die durch die Pfandspenden finanziert wurden, mittlerweile organisiere Pfandraising Wuppertal eine Art Begegnungscafé und monatliche Exkursionen für Flüchtlinge.

Im Deutschunterricht werde dann das Vokabular, das für die Exkursion relevant ist, besprochen. Vor Kurzem haben die Teilnehmer zum Beispiel gemeinsam mit den Lehrenden gekocht. „So lernen die Teilnehmenden eine aktive Anwendung des Vokabulars“, betont die Vorstandsvorsitzende. Es sei wichtig, den Flüchtlingen Termine außerhalb von Amtsterminen und Arztbesuchen zu ermöglichen.

Alle 14 Tage holen die Pfandraiser das Leergut vor allem bei Wohngemeinschaften ab, das zum Beispiel bei Parties entstanden ist. Mittlerweile gebe es sogar Spender, die die Pfandraiser „abonnieren“, erklärt Bosbach. Das seien zum Beispiel ältere Menschen, die das Leergut nicht mehr so gut wegbringen könnten.

Zudem erhält die Organisation gelegentlich Spenden von Unternehmen oder aus Stipendien. Die Einrichtung und Gestaltung mehrerer Sammelcontainer für Leergut sei noch im Gange, wie Bosbach betont.

„Es ist einfach toll, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Es macht Spaß, im Team zu arbeiten und am Ende die freudigen Gesichter zu sehen“, sagt Racel Bosbach.