Corona Wuppertals Schulen begrüßen geplante Quarantäne-Regeln

Wuppertal · Das Land NRW will künftig nur noch die Schülerinnen und Schüler in Quarantäne schicken, die infiziert sind, anschließend dafür häufiger testen. Nur in Ausnahmefällen - bei größeren Ausbrüchen - sollen Schüler als Kontaktpersonen zu Hause bleiben, sich dann nach fünf Tagen „freitesten“ können.

Das Land plant, Sitznachbarn von infizierten Schülern künftig nicht automatisch in Quarantäne zu schicken.

Foto: dpa/Matthias Balk

In Wuppertal begrüßt man die Änderungen, auch weil die bisherige Regelung ohnehin nicht gänzlich umgesetzt werden konnte.

Bisher galt, dass diejenigen, die neben, vor oder hinter einem infizierten Kind oder Jugendlichen saßen, als Kontaktpersonen 14 Tage in Quarantäne mussten - „Kleeblatt-Regelung“ genannt. Die Gesundheitsminister der Länder beschlossen am Montag, dass diese Kontaktpersonen mit einem negativen Test nach fünf Tagen die Quarantäne beenden können.

Am Dienstag hat NRW-Gesundheitsminister Laumann verkündet, dass in NRW nur noch die Infizierten zu Hause bleiben, dafür mehr Tests stattfinden sollen. Die konkreten Regeln werden noch formuliert, die Erlasse und Verordnungen sollen im Lauf der Woche veröffentlicht werden.

Wuppertals Gesundheits- und Schuldezernent Stefan Kühn bedauert, dass es damit weiterhin keine deutschlandweite Einheitlichkeit gibt. Wuppertal werde sich aber wohl an die Vorgabe des Landes halten, keinen Sonderweg einschlagen. So sei jedenfalls das Votum des Gesundheitsamts, die Entscheidung treffe der Krisenstab.

Bei der Bewertung der neuen Regeln habe er „zwei Seelen in der Brust“. Einerseits bereite ihm die Ausbreitung der Infektionen unter jungen Menschen Sorge, andererseits sei es wichtig, den Kindern möglichst viel Bildung zu ermöglichen.

Richard Voß, Leiter der Grundschule am Nützenberg und im Leitungsteam der Gewerkschaft GEW, hält das Vorgehen für richtig. „14 Tage sind unverhältnismäßig für Kontaktpersonen an Schulen“, findet er. Reiserückkehrer hätten sich auch nach fünf Tagen freitesten können.

Und bisher habe es – zumindest an Grundschulen – ohnehin kaum Kinder gegeben, die als Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt wurden: „Alles, was jetzt vorgeschlagen wurde, war im Prinzip schon Realität“. An Grundschulen werden die Lolli-Tests (PCR-Tests) einer ganzen Klasse gemeinsam in einem Labor untersucht. Ist der Gemeinschaftstest positiv, werden alle Familien der Klasse benachrichtigt, müssen zu Hause individuelle Tests mit den Kindern machen. Das Ergebnis erhalten sie per SMS. Ist das negativ, sind die Kinder auch bisher schon an die Schule zurückgekehrt.

Grundschulen fürchten
den Aufwand weiterer Tests

Wir haben eine klare Ansage, dass wir selbst keine Quarantäne aussprechen dürfen“, sagt Andrea Oppermann, Leiterin der Grundschule Marienstraße. Das könne nur das Gesundheitsamt, das müsse sich an der Schule melden. Aber das sei so überlastet, dass es nicht hinterher kommt. In den drei Fällen, in denen an ihrer Schule ein Gemeinschaftstest positiv war, kam kein Anruf, berichtet Andrea Oppermann. Richard Voß bestätigt, dass viele Schulen verunsichert waren, weil sie keine Anrufe erhielten.

Die beiden Grundschulleiter blicken mit etwas Sorge auf die angekündigten zusätzlichen Tests. Noch ist nicht klar, wer wie häufig nach einem Positiv-
fall getestet werden sollen. Bisher müssen alle Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche getestet werden. Naheliegend wäre, dann nach einem positiven Fall zumindest in der Klasse täglich zu testen. „Täglich wäre schon ein großer organisatorischer Aufwand“, sagt Richard Voß mit Blick auf den Aufwand bei den Gemeinschaftstests an Grundschulen. Auch Andrea Oppermann spricht von einigem Aufwand - auch weil sie häufig den Eltern helfen müssten, die Daten für den individuellen Test zu Hause an das Labor zu übermitteln. „Dabei müssten wir dringend unterrichten“, sagt sie.

An weiterführenden Schulen ist der Aufwand geringer: Die Schüler führen jeweils zweimal in der Woche in der ersten Stunde einen Selbsttest durch. Das laufe routiniert ab, berichtet Reinold Mertens, Leiter des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG). „Die Schüler machen den Test, legen ihn beiseite und der Unterricht fängt an“, erklärt er. So werde die Wartezeit auf das Ergebnis bereits genutzt.

Dass auch wirklich alle den Test machen, kontrollieren die Lehrkräfte anhand einer Liste, die sie auf dem Handy abrufen können. So ist auch sichergestellt, dass diejenigen einen Test machen, die erst zur zweiten Stunde kommen oder am Testtag gefehlt haben. „Die Lehrer laufen deshalb den ganzen Tag mit einem Test-Kit herum“, so Mertens.

Am CFG gibt es auch Schüler, die als Kontaktpersonen zu Hause geblieben sind: „In der Spitze waren 38 in Quarantäne“, sagt Reinold Mertens, infiziert gewesen seien bisher weniger als zehn. In der Oberstufe mussten jeweils mehr in Quarantäne, weil sich dort die Jugendlichen stärker mischen. Mertens gibt zudem zu bedenken: „Wir wissen alle nicht, was außerhalb der Schule passiert, mit wem die Kinder und Jugendlichen im Bus zusammen gesessen, mit wem sie sich privat getroffen haben – das lässt sich gar nicht verfolgen.“ Deshalb sei auch von Anfang an die Frage gewesen, wie sinnvoll diese Regel für die Kontaktpersonen war.

Bernd Grabowsky, Leiter des Berufskollegs Barmen, sagt im Hinblick auf die verstärkten Tests: „Wir sind vorbereitet.“ Auch hier wird zu Unterrichtsbeginn getestet, in einigen Abendklassen kommen die Schüler auch früher. Am Kolleg sind aktuell 20 Schüler infiziert, rund 40 bis 50 in Quarantäne. Dass Kontaktpersonen später auch positiv waren, hat Bernd Grabowsky nur vereinzelt erlebt, meist hätten die Betroffenen dann auch privat engen Kontakt gehabt – es ist also nicht klar, ob die Ansteckung an der Schule erfolgte.