250.000 Euro Zuschuss Wuppertals Stadtmarketing steht vor der Pleite - Grund ist die Schwebebahn
Die Wuppertal Marketing GmbH muss mit einem Zuschuss von 250.000 Euro vor der Insolvenz gerettet werden - das kann jedoch keine dauerhafte Lösung sein.
Die Wuppertal Marketing GmbH steht vor der Insolvenz. Um das zu verhindern, soll der Stadtrat am kommenden Montag einen außerordentlichen Zuschuss in Höhe von 250 000 Euro beschließen. Andernfalls übersteht die GmbH das Geschäftsjahr 2019 nicht. Wuppertal Marketing beschäftigt inklusive Wuppertal Touristik etwa 20 Frauen und Männer.
Hauptursache der finanziellen Schieflage ist der Ausfall der Schwebebahn. Der trifft die Marketing GmbH deshalb besonders hart, weil sie keine Kaiserwagenfahrten verkaufen kann. Allein diese Fahrten im historischen Schwebebahnwagen tragen im Jahr fast 200 000 Euro zum Etat der teils städtischen, teils privaten Gesellschaft bei. Laut Plan bezuschusst die Stadt Wuppertal die Marketinggesellschaft mit 738 000 Euro. Hinzu kommen Beiträge der 24 privaten Gesellschafter. Insgesamt verfügt die Marketing GmbH über einen Etat von etwa einer Million Euro. Die Summe deckt Personal-, Werbungs- und Veranstaltungskosten nicht. Deshalb ist Wuppertal Marketing auf Zusatzeinnahmen angewiesen beispielsweise aus dem Verkauf von Souvenirs und in der Hauptsache auf das Geschäft mit den Kaiserwagenfahrten.
In den neunköpfigen Aufsichtsrat der Marketing GmbH entsendet der Stadtrat drei Vertreter, sechs kommen von den privaten Gesellschaftern. Den Etat der GmbH bezahlt die Stadt Wuppertal hingegen zu etwa 75 Prozent.
Die finanzielle Schieflage der Marketing GmbH hat Tradition. Seit geraumer Zeit zeichnet sich ab, dass das Finanzierungskonzept das Geschäft auf die Dauer nicht trägt. Deshalb hatte der Aufsichtsrat Mitte des vergangenen Jahres eine Arbeitsgruppe gebildet, die einen Plan erstellen soll, auf dessen Basis die GmbH nachhaltig wirtschaftlich arbeiten kann. Ergebnisse gibt es, aber durch den Einnahmeausfall fehlt nun die Zeit.
Zuschüsse sind laut Slawig nicht dauerhaft möglich
Andererseits wird die Marketing GmbH gerade in diesem Jahr unverzichtbar. Wuppertal wird 90 Jahre alt und die Mannschaft um Geschäftsführer Martin Bang organisiert unter anderem den Langen Tisch zum Stadtfest Ende Juni.
Nicht zuletzt deshalb erklärt Stadtkämmerer Johannes Slawig den Zuschuss auch für dringend notwendig. „Aber das geht dauerhaft nicht. Wir brauchen ein neues Konzept“, sagt Slawig.
Das fordert auch Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD). Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates und will die Werbeaktivitäten für Wuppertal mit einem neuen Stadtentwicklungskonzept in Einklang bringen. „Die Grundlagen für das Konzept gibt es, sie werden in den nächsten Monaten in den politischen Gremien debattiert“, sagt Mucke. „Aus den Plänen für die Stadtentwicklung ergeben sich Leitziele für ein neues Marketingkonzept.“
Die Grundfrage bleibt aber die nach dem Geld für Marketing. „Die Stadt allein wird das nicht bezahlen können“, sagt Mucke. Er will dafür werben, dass sich alle an den Kosten beteiligen, die von erfolgreicher Werbung für Wuppertal profitieren. „Wir brauchen die Wuppertal Marketing GmbH. Werbung für Wuppertal braucht einen langen Atem und eben auch Geld“, sagt der Oberbürgermeister.
Auch Mucke hat auf Reisen und in Dienstgesprächen festgestellt, dass seine Heimatstadt jenseits ihrer Grenzen einen schlechten Ruf hat. Wer noch nie in Wuppertal gewesen ist, hält es für eine mittelgroße Stadt im Ruhrgebiet, schmutzig, zerfallen und unattraktiv. Wer Wuppertal kennt, weiß, wie falsch dieses Bild ist. Deshalb soll es ein Ziel des neuen Marketingkonzeptes sein, dieses Bild von Wuppertal zu korrigieren. „Das braucht natürlich Zeit. Das muss über Jahre gespielt werden“, kündigt der Oberbürgermeister an. Das erfordere Werbung mit Esprit.
Für Mucke ist selbstverständlich, dass Wuppertal und das Bergische Land auch als Urlaubsregion beworben werden können. Die Landschaft beispielsweise, Fahrradtrassen und das kulturelle Angebot sprechen eindeutig dafür. „Es gibt viele, die im Sauerland Ferien machen. Wir haben hier im Bergischen Land aber mindestens genauso viel zu bieten“, sagt Mucke.