Meinung WZ-Kommentar zu möglichen ÖPNV-Streiks: „Wenn sich nichts bewegt“
Streiks: Für Arbeitnehmer sinnvoll, aber was ist mit den Kunden?
Wozu Ausfälle im Bus- und Bahnverkehr führen können, zeigte am gestrigen Montag die Situation einer zerstörten Oberleitung in Wuppertal. Kollegen, die normalerweise etwa eine Stunde für die Anreise in die Redaktion benötigen, brauchten mehr als doppelt so lange – überfüllte Züge, sich ändernde Informationen und Umwege über Düsseldorf inklusive. „Die Leute hatten echt den Kaffee auf“, beschrieb die Kollegin die Situation am Montagmorgen. „Da kriege ich richtig Puls.“ Die Störung des Bahnverkehrs nahm einen Zeitraum von mehr als zehn Stunden in Anspruch. Und das nur auf Grundlage einer abgestützten Oberleitung in Oberbarmen. Sollte in Kürze die Gewerkschaft Verdi unter ihren Mitgliedern den Erfolg erzielen, den Öffentlichen Nahverkehr unbefristet zu bestreiken, würde zumindest bei Bussen und der Schwebebahn gar nichts mehr gehen. Für die Fahrgäste – das zeigt unsere Umfrage – ist die Toleranz für die betroffenen Mitarbeiter oder die Ambitionen der Gewerkschaft begrenzt. Verhandlungen gab es mehrere, Streiks ebenso. „Wenn sich nichts bewegt, bewegen wir eben nichts“, könnte das Motto lauten. Doch es geht nicht nur darum, auf welche Weise Fahrgäste ans Ziel kommen, der Streik hat auch Auswirkungen auf Alltag, Schule und Beruf derjenigen, die auf den ÖPNV angewiesen sind. Fair gilt für beide Seiten – die der Streikenden und die ihrer Kunden.