Wuppertaler Handel WZ-Umfrage: Was den Ronsdorfer Kunden fehlt (mit Video)

Wuppertal · Was braucht die Ronsdorfer Innenstadt? Die Vorschläge sind vielfältig: Vom Süßwarengeschäft bis zum Kulturzentrum.

Künstlerin Antje Heidermann (l.) und Nathalie Gaüzes-Halbach

Foto: Sebastian Wauer

In der vergangenen Woche berichtete die Westdeutsche Zeitung über den Einzelhandel in Ronsdorf. Die Leerstände halten sich in Grenzen, liegen aber mitten in der Innenstadt. Das Ladenlokal am Ascheweg, in dem sich eine Drogerie befand, konnte noch nicht neu vergeben werden; die Verhandlungen mit einem Textil-Discounter sind gescheitert. Leerstände an der Lüttringhauser Straße sowie an der Staasstraße fallen ebenfalls auf. Was fehlt den Menschen im Zentrum des Stadtteils, von welchen Angeboten gibt es genug? Und wie sehen die Einzelhändler selbst die Situation? Wir haben uns in Ronsdorf umgehört.

Künstlerinnen mieten Räume an und ersetzen den Leerstand

Ute Scholl-Halbach wünscht sich eine Einrichtung, die sich vom reinen Konsum entfernt. So ließe sich ein Kulturzentrum in Ronsdorf aufbauen. „Mit Kursen in allen Richtungen, auch für Kinder, mit Werkräumen, musikalischen Veranstaltungen, Lesungen und einer Schreibwerkstatt.“ Auch Patrick Lipke äußert die Idee, zum Beispiel das große Ladenlokal am Ascheweg übergangsweise für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Darüber hinaus verweist Ute Scholl-Halbach auf Konzepte, „bei denen die Stadt ein leer stehendes Ladenlokal mietet und sich Interessenten für einen begrenzten Zeitraum bewerben können“.

Die Künstlerin, auf Glaskunst und Mosaikgestaltung spezialisiert, konnte bis vor wenigen Wochen mit einer Kollegin selbst ein leer stehendes Geschäft an der Staasstraße 44 beleben. „Wir hatten den Vermieter gefragt, ob wir die Schaufenster bestücken können und durften den Raum später zu Sonderkonditionen anmieten.“ Der Pop-up-Laden war drei Tage in der Woche geöffnet. „Ich finde das ein super Prinzip, zumal den meisten Kunden überhaupt nicht auffiel, dass es ein Provisorium war.“ Nun sei er an zwei andere Künstlerinnen vermietet worden.

Wegzug der Drogerie am Ascheweg sei „eine Katastrophe“

„Ronsdorf braucht Besonderheiten, Geschäfte, die es nirgendwo anders gibt“, sagt Elke Lebfromm-Kluth. „Zum Beispiel ein Süßwarengeschäft wie früher – mit Schokolade und Bonbons in großen Glasbehältern. Oder einen schönen Stoffladen.“ Viele Menschen würden sich seit der Pandemie verstärkt für Kreativtechniken interessieren wie Nähen und Stricken, so die Mitarbeiterin des Hutfachgeschäfts Gebeana an der Lüttringhauser Straße. „Das würde zum Flair des Stadtteils passen.“ Zudem sei das Schuhhaus Voss, das 2020 die Türen schloss, ein herber Verlust. „Viele fahren für solche Einkäufe nun nach Elberfeld oder Remscheid.“

Das hat Künstlerin Antje Heidermann gerade erst erlebt: „Ich war gestern in Elberfeld, um für meinen Mann T-Shirts und Sweatshirts zu kaufen. Das hätte ich gerne auch in Ronsdorf gemacht, aber hier gibt es für Männer wirklich nichts.“ Heidermann, die seit zwei Jahren an der Staasstraße ein Keramik- und Malatelier betreibt, empfand den Drogeriemarkt am Ascheweg als wichtigen Bestandteil. Dass er den Standort zum Ende des Jahres verlassen habe, sei „eine Katastrophe“, findet auch Sabine Tauffenbach. Dass die Miete im leer stehenden Ladenlokal nun fast 5000 Euro koste (die WZ berichtete), sei jedoch inakzeptabel, ergänzt Antje Heidermann. „Wir sind doch hier nicht in Düsseldorf.“ Generell warte sie nicht auf das nächste Nagelstudio, sondern auf ein Angebot, das sich von Handelsketten abhebt. „Die individuellen Läden sind hier sehr gefragt und ziehen auch Kunden aus Cronenberg und Remscheid an.“ Es sei eben auch die Atmosphäre, die den Stadtteil ausmache.

Nebenan hat Sylvia Engels ihr Damenmodengeschäft: „Hier fehlt ein Getränkehandel“, sagt die Inhaberin, die den Laden seit 35 Jahren betreibt. Aber auch ein Geschäft mit Geschenkartikeln und Dekoration würde passen – „zum Beispiel eine Filiale von Depot“.

Tamara Straßburger sei mit der Struktur grundsätzlich zufrieden, wünsche sich jedoch ein Café für Familien. Dem pflichtet Nicole Rische vom Ronsdorfer Bioladen bei: „Ein Café mit einer Spielecke für Kinder, das wäre schön.“ Als Einzelhändlerin hebt sie in Ronsdorf besonders die Treue der Kunden hervor. Und sie weiß, wovon sie spricht: Nicole Rische übergab den Bioladen vor zwei Monaten an einen Nachfolger. „Das war vorher mein Geschäft, als Reformhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite.“ Aber die Pandemie und der damit verbundene Lockdown hätten ihr so zugesetzt, „dass ich verkaufen musste, weil ich es allein nicht mehr stemmen konnte.“ Nun kann sie weiterhin als Mitarbeiterin dafür sorgen, dass der persönliche Einzelhandel in Ronsdorf mit Flair und Charakterstärke punktet.