WZ Wissen WZ Wissen: Gegen den Gesprächsklimawandel

Wuppertal · Referent Michael Rossié gab Tipps für das Verhalten in schwierigen Diskussionen.

Michael Rossié war energisch und unterhaltsam bei der Sache.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Stellen Sie sich vor, Sie schlagen Ihrer Firmenabteilung vor, einen Vortrag zum Thema Kommunikation zu besuchen. Da könne das Team noch was lernen, denken Sie. Auch für das sogenannte Teambuilding wäre es ja schön. Sie machen also den Vorschlag, nur dann gibt es einen Kollegen im Meeting, der kippelnd und mit verschränkten Armen sagt: „Ach, das bringt doch sowieso nichts!“ Rotzig, trotzig, aggressiv. Wie reagieren Sie?

Dieses Szenario stellte der Sprechtrainer und Schauspieler Michael Rossié dem Publikum am Mittwochabend im Vortragssaal der Barmenia Versicherungen im Rahmen der Reihe WZ Wissen vor. Und bei mehr als 420 Besuchern, einer somit ausverkauften Halle, erhielt Michael Rossié schnell einige, augenscheinlich gute Antworten.

Man könnte doch an die Vernunft des Kollegen appellieren oder ebenso aggressiv reagieren, sagten manche. Oder den Kollegen schlicht ignorieren, sachlich die Vorteile aufzeigen, und, und, und. „Alles gute Vorschläge“, sagte Rossié. „Aber unterm Strich bringt es nichts.“

Grund dafür sei, dass man automatisch versuchen würde, sachlich zu argumentieren. Und es sei auch richtig, nur müsse man vorher den Unterton im Gespräch deuten. Die Lösung in dem Szenario liegt laut Rossié in der Ansprache der Beziehungsebene.

Rossié verwies dabei auf den Kommunikationsforscher Paul Watzlawick. Diesem zufolge gibt es in jedem Gespräch immer eine Inhalts- oder Sachebene. Und eine emotionale, eine Beziehungsebene. „Sie müssen also die emotionale Ebene hören und herausfinden, was bei dem Kollegen wirklich hinter seiner Ablehnung steckt“, sagte Rossié. Wenn man dies herausgefunden hat, kann man laut Rossié auch zur Sachebene zurückkommen. Das gelte im Übrigen für alle Beziehungen.

Wenn der Partner beispielsweise unzufrieden ist, kann man dies an dessen Sätzen erkennen. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, was sich vielleicht im Laufe der Zeit an Ärgernissen, an negativen Emotionen beim anderen aufgestaut hat. Rossié benutzte hier das Bild eines Heftes, in dem Menschen alle als negativ wahrgenommenen Verhaltensweisen des anderen „sammeln“ würden.

„Und wir alle sammeln“, sagte Rossié. „Und irgendwann knallen wir dem anderen das Heftchen auf den Tisch“, sagte er. Daher plädierte er dafür, dass man diese „Sammlung“ regelmäßig auflösen sollte. Ärgernisse also ansprechen, Aufgestautes abströmen lassen. Das gelte für Berufsbeziehungen gleichermaßen wie für persönliche. „Menschen, die dann sachlich reden, haben ihre Sammelhefte aufgelöst, also keine ungelösten Konflikte mehr“, sagte Rossié.

Dies zu erkennen, sei natürlich nicht leicht. Diese und andere Ratschläge nahm das Publikum aber offenbar mit großer Zustimmung auf. Immer wieder gab es Beifall. Anscheinend sprach Rossié viele wunde Punkte in der alltäglichen Kommunikation an. Und nicht wenige machten sich sogar Notizen. „Man sollte meinen, dass wir Menschen die Kommunikation nach so vielen Jahrtausenden gelernt haben“, sagte Rossié. Das Gegenteil sei der Fall. Sein Vortrag am Abend machte dies deutlich. Und Lust, das Gesprächsklima in Zukunft bei angenehmen Temperaturen zu halten.