Zentralbibliothek: Sanierung erfordert viel Geduld
Betrieb ist teils beeinträchtigt. Arbeiten liegen im Zeitplan.
Zentrum. Große Folienwände trennen einen Teil des Raumes ab. Draußen arbeiten die Handwerker fleißig an der Fassade der Zentralbibliothek. Drinnen arbeiten Bibliothekare, Studenten und Historiker. Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes im laufenden Betrieb verlangt von allen Beteiligten viel Geduld und Kompromissbereitschaft. „Das beeinträchtigt natürlich schon - aber sonst hätten wir das Haus schließen müssen“, sagt Cordula Nötzelmann, die im April kurz vor Beginn der Bauarbeiten die Leitung der Stadtbibliothek übernommen hat. Und eine Schließung wäre für die Elberfelder Bücherfreunde natürlich ärgerlich gewesen.
Insgesamt sollen die Sanierungsarbeiten von Juni 2017 bis April 2018 dauern. Dabei werden sowohl die Fassade als auch die historischen Fenster, die aus dem Jahr 1929 stammen, energetisch auf den neuesten Stand gebracht. „Wir liegen im Zeitplan“, beruhigt Michael Neumann vom Gebäudemanagement. Die Herausforderung sei es, die historischen Fenster mit ihrer ungewöhnlichen, oben spitz zulaufenden Form an moderne Anforderungen anzupassen. Eine auf solche Fälle spezialisierte Firma baut die Fenster jetzt nach und nach aus und fügt in ihrer Werkstatt eine Isolierverglasung ein. Der historische Anblick mit den vielen Unterteilungen bleibt erhalten.
Cordula Nötzelmann, Leiterin der Stadtbibliothek
Dafür hatte es vorher monatelange Abstimmungen und Materialversuche gegeben. Jeweils zwei bis vier Fenster holt sich die Firma auf einmal ab, arbeitet dann rund zwei Wochen daran und bringt sie zurück. In dieser Zeit überholen die Handwerker in Elberfeld die Einfassungen der Fenster. Doch nach drinnen halten nur die Folien Kälte und Schnee oder Regen ab.
„Wir achten extra darauf, dass immer nur ein Fenster pro Raum ausgebaut wird“, betont Neumann. Auch Cordula Nötzelmann versucht, ihre Mitarbeiter so weit wie möglich zu schonen. Regelmäßig wechseln sie von Raum zu Raum, damit niemand zu lange vor der kalten Folie sitzen muss. Oder die Mitarbeiter versehen ihren Dienst einen Tag in einer Zweigstelle, um Ruhe vor den Bauarbeiten zu haben. Rund 40 bis 50 Personen wechseln sich in der Zentralbibliothek bei der Beratung, Ausleihe und im Magazin ab. Die Außenrückgabe bleibt während der Arbeiten gesperrt.
Ein kleines Problem ist die Toilette: Während der Sanierung müssen die Bibliotheksnutzer zur 300 Meter entfernten Volkshochschule laufen. Für die älteren Besucher, die gerne zum Zeitung lesen in die Bibliothek kommen, sicherlich ein Umstand. Nur für Kinder oder Notfälle steht ein WC im dritten Stock zur Verfügung. „Wir hoffen, dass wir die anderen Toiletten bis Mitte Januar wieder in Betrieb nehmen können“, sagt Neumann. Dass während der Arbeiten manchmal etwas Staub in die Räume dringt, tragen die Bibliothekare mit Fassung und greifen zum Staubwedel. Wirklich wertvolle Bücher befinden sich sowieso nicht im Freihandbereich, sondern gut geschützt im Magazin.
Wenn die Sanierung im Frühjahr abgeschlossen sein wird, erwartet die Wuppertaler ein echter Gewinn. Der bisher schmucklose graue Erweiterungsbau aus den 60er Jahren an der Kolpingstraße wird zum Hingucker. Hinter dem Gerüst sind die Bauarbeiter derzeit dabei, die Betonverkleidung abzunehmen und die Fenster zu vergrößern. Schließlich wird der Bau, der ursprünglich als Magazin geplant war, inzwischen für Büros verwendet. Anschließend soll das Gebäude eine beigefarbene Glasfassade erhalten. Darauf soll in verschiedenen Sprachen das Wort „Bibliothek“ stehen.
„Das wird auch die andere Straßenseite spiegeln“, erklärt Neumann. So erhält die kleine Straße optisch mehr Raum. Der Muschelkalk des historischen Gebäudes Richtung Kasinostraße wird dann wieder frisch und schön wie 1929 prangen, mit saniertem Dach.
Insgesamt 1,9 Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten, 200 000 Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. 100 000 Euro trägt die Stiftung Denkmalschutz dazu bei. Der Rest kommt aus der Bauunterhaltung des GMW.