Die erste Adresse für gebrannte Mandeln und Wichtelgeschenke
Kolumnist Uwe Becker hat ein Herz für den Elberfelder Lichtermarkt.
Auch wenn ich mir jetzt Feinde mache: Der Elberfelder Lichtermarkt ist schön. Ich mag die vielen Wurstbuden, den leckeren Flammlachs vom offenen Feuer und die unzähligen Möglichkeiten zum Kauf von gebrannten Mandeln. Wenn ich mit der Schwebebahn zum Weihnachtsmarkt fahre, steige ich am Döppersberg aus und kaufe mir direkt eine Tüte der süßen Knabberei. Da das Tütchen schnell leergefuttert ist, trifft es sich vorzüglich, dass man an anderer Stelle gleich ein neues erwerben kann. Die liebevoll gestalteten Holzverschläge auf dem Lichtermarkt sind weihnachtlich dekoriert und laden zum Verweilen ein. Man hört Weihnachtsmusik, trinkt Glühwein und ist fröhlich gestimmt.
Nächstes Jahr soll der Lichtermarkt noch schöner werden, wenn das überhaupt noch möglich ist. Die Organisation obliegt dann den Wuppertaler Einzelhändlern, so ist es jedenfalls geplant. Ich bin jetzt schon gespannt und freu mich wie Bolle.
Im Dezember habe ich viele private Einladungen zum fröhlichen, vorweihnachtlichen Beisammensein, bei denen gerne „Schrottwichteln“ auf dem Programm steht. Zum Kauf dieser Wichtelgeschenke ist der Lichtermarkt in Elberfeld die erste Adresse. Hier bekommt man für nur wenige Euros den schönsten Quatsch, den hässlichsten Kleinkram und die schlimmsten Staubfänger, die man sich vorstellen kann.
Die richtigen Weihnachtsgeschenke kaufe ich natürlich im Einzelhandel, obwohl man die Geschäfte nicht leicht findet: Die Eingänge werden von den Weihnachtsbuden verdeckt. Hier muss man auch schon mal über dicke Kabelstränge steigen, um sein Ziel zu erreichen. Auch die City-Arkaden sind festlich geschmückt und zusätzlich schön beheizt. Meine auf dem Weihnachtsmarkt erstandene Bratwurst aß ich neulich dort, weil es mir draußen doch zu kalt war.
Morgen besuche ich den Markt in Barmen, man hört auch über ihn nur Gutes. Als Kind gab es für mich, neben dem Weihnachtsmarkt, noch ein anderes jährlich wiederkehrendes Highlight: Die Kirmes an der Widukindstraße! Ich habe damals fast mein ganzes Geld an einem kleinen Spielbüdchen ausgegeben. Auf einem Leuchtkasten waren fünf Spielkarten abgebildet. Pro Feld musste man zehn Pfennig setzen. Wenn nur wenige Mitspieler da waren, habe ich die restlichen Felder auch belegt, so waren meine Gewinnchancen noch höher. Ein Zufallsgenerator entschied, welches Kartenfeld aufleuchtete und gewann. Meine Gewinnkarten sammelte ich die ganze Woche.
Am letzten Tag tauschte ich sie alle gegen einen Preis ein. Meistens war das ein Plastik-Fußball (so ein guter, der lange hielt) oder ein Dart-Spiel. Wenn ich sehr viele Karten gewonnen hatte, reichten diese sogar für ein kleines Transistorradio oder eine schicke Uhr. Das restliche Taschengeld floss in Eishörnchen von Herrn Spathmann, Fischbrötchen (80 Pfennig!) und Selbstfahrer. Heute sagt man „Auto-Scooter“. Die junge Kirmesangestellte in diesem Büdchen verkauft heute, 50 Jahre später, auf dem Lichtermarkt in Elberfeld Fischbrötchen. Ich habe sie an ihrem Lächeln wiedererkannt.