Zu Ehren von Karl Marx
Das Historische Zentrum lud zu einem Festvortrag anlässlich des 200. Geburtstages des Philosophen.
Barmen. „Mehr ist keinem anderen Menschen möglich gewesen.“ So bewertete der Marburger Gesellschaftswissenschaftler Professor Georg Fülberth in seinem Festvortrag die Auswirkungen der Thesen von Karl Marx, der am 5. Mai 1818, also vor 200 Jahren, geboren worden ist. Die in Wuppertal beheimatete Marx-Engels-Stiftung hatte am Samstag zur ersten Veranstaltung des „Marx-Jahres“ ins Historische Zentrum eingeladen und freute sich über viele Besucher.
Karl Marx war auch das Thema des Vortrages von Professor Fülberth. Ebenso wie die Uraufführung der historischen Collage „Frau Kapital und Dr. Marx“ , die das Weber-Herzog-Musiktheater aus Berlin anschließend präsentierte.
In seinen Einführungsworten betonte der scheidende Leiter des Historischen Zentrums, Eberhard Illner, den gegenseitigen Einfluss, den Karl Marx und der 1820 in Barmen geborene Friedrich Engels aufeinander ausgeübt hatten. „Ohne Engels kein Marx, ohne Marx kein Engels“, so Illner.
Marx, der von 1818 bis 1883 gelebt hatte, wurde Zeuge verschiedener Phasen kapitalistischer Entwicklungen und erlebte verschiedene Metamorphosen, die auch jetzt, weit nach seinem Tode in seinen Werken noch nicht abgeschlossen seien, so Fülberth. „Marx, der von den Philosophien Hegels inspiriert wurde, sah Massenelend auf der Seite des Proletariats und das Anhäufen riesiger Reichtümer auf der Seite der Unternehmer“, schilderte der Dozent den Werdegang des Autoren von „Das Kapital“, der erst nach und nach vom Stubenhocker zum „operativen Intellektuellen“ mutierte. Engels habe mit Marx eine „Zweimann-Partei“ gebildet und den Trierer „geerdet“, erklärte Fülberth, der auch den Einfluss des intellektuellen Gespanns auf Lenin thematisierte.
Stalin, der Diktator der Sowjetunion, ließ Arbeiten zu den Werken von Marx und Engels abbrechen und die damit beschäftigten Wissenschaftler liquidieren, erfuhren die Zuhörer. Waren Marx’ Werke in den 1980er Jahren Liebhaberstücke auf Flohmärkten, so bewahrheiteten sich dessen Prognosen bei späteren Wirtschaftskrisen und der Globalisierung. „Auch den Sturz des Staatssozialismus kann man als Bestätigung der Gedanken von Karl Marx sehen“, behauptete Professor Fülberth.
Amüsant wurde es im Anschluss mit der Bühnen-Aufarbeitung der Marxschen Thesen durch „Frau Kapital und Dr. Marx“. Christof Herzogs Musik im Stil von Kurt Weill begleitete Chansons und freche Dialoge, bei denen Christa Weber aufgedonnert als Kapitalistin von „Dr. Marx“ gnadenlos entlarvt wurde. „Seit 200 Jahren kommst Du mir in die Quere“, giftete die mit Gold behängte Kapitalistin den Mann an, der die Welt veränderte. Scharfzüngiges politisches Kabarett, das einen ebenso anspruchsvollen wie unterhaltsamen Nachmittag abschloss.