Situation spitzt sich zu Zu viele Tiere in Wuppertal sind ohne ein Zuhause
Wuppertal · Immer mehr Hunde werden abgegeben – viele frei lebende Katzen auf den Straßen.
Wer ein Haustier hat und in den Sommerferien in den Urlaub fahren will, weiß, das Tier muss entweder mit oder während dieser Zeit woanders versorgt werden. Das sind zumindest die moralischen Werte, ist aber nicht die Realität. Anke Stein, Vorsitzende des Katzenschutzbundes, hat schon oft erfahren, wie Katzen vor die Tür gesetzt wurden, kürzlich sogar eine trächtige Katze und eine mit Neugeborenen. Vom Sommerloch in den Ferien bleibt auch sie nicht verschont: „Katzen kommen rein wie Sand am Meer und wir kriegen sie nicht vermittelt.“ Dafür würde sich die Situation nach den Ferien voraussichtlich wieder einpendeln. Man könne sich schließlich kein Tier anschaffen und dann mehrere Wochen in den Urlaub fahren, so Stein. Vor allem im letzten Jahr hatte der Katzenschutzbund mit einer stark erhöhten Anzahl an Fundtieren zu kämpfen. Grund dafür war die Erhöhung der Gebührenordnung der Tierärzte. Dieses Jahr sei bisher kein weiterer Anstieg verzeichnet worden.
Situation bei abgegebenen Hunden spitzt sich zu
Bei dem Verein Pechpfoten sieht die Lage anders aus. Abgegebene Hunde sind deutlich mehr geworden und die Situation spitzt sich immer weiter zu, stellt Vorsitzende Anke Süper fest. Das liege insbesondere an den vielen Importen aus dem Ausland, führt sie weiter aus. Viele Tierliebhaber holen sich ihre Vierbeiner eher von Organisationen aus dem Ausland, anstatt die lokalen Vereine zu unterstützen. Dass diese Tiere ganz anders aufgewachsen sind und eine intensivere Erziehung benötigen, sei vielen nicht klar. „Die Bereitschaft, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, ist oft nicht da und die Hunde werden wieder abgegeben“, hebt Süper hervor. „Die Welt wird allgemein immer oberflächlicher. Tiere sind nicht mehr Lebensgefährte, sondern Lebensabschnittsgefährte.“ Sie appelliert daran, Hunde aus dem Umfeld zu adoptieren, statt welche zu importieren. Auch hier gebe es genügend Wegbegleiter, die ein Zuhause suchen.
Anke Stein hat weniger mit importierten Tieren, sondern mit den frei lebenden, herrenlosen Katzen vor Ort zu kämpfen. Im letzten Jahr schätzte sie die Anzahl dieser auf 10 000. Da die meisten davon nicht kastriert sind, geht der Trend unaufhaltsam nach oben. Deswegen ist Stein auf die Hilfe der Wuppertaler angewiesen. Rund 15 Fallen stehen dafür bereit. Sie können an Personen verliehen werden, die freilebende Katzen in ihrer Umgebung entdeckt haben. Die Falle wird aufgestellt, mit einem Leckerli ausgestattet und zwischendurch beobachtet. Wenn die Katze die Falle betritt, um an das Leckerli zu kommen, muss sie über eine niedrige Rampe gehen, die bei Betätigung hinter ihr die Klappe verschließt und sie einsperrt. Dann kann die Katze zum Tierarzt gebracht und ganz einfach kastriert werden, ohne dass Menschen oder die Katze selbst zu Schaden kommen.
Die Ehrenamtler des Katzenschutzbundes können nicht jederzeit überall Katzen einfangen und bitten daher die Einwohner, Streuner in ihrer Umgebung mit der Falle zu fangen. Es fallen keine Kosten an, die Kastration trägt der Katzenschutzbund und stellt einen Tierarzt. „Es kostet nur ein bisschen Benzin und eine halbe Stunde Zeit“, weiß Stein.
Besonders betroffen ist das Gebiet in der Eintrachtstraße in Oberbarmen. Die Anwohner fühlen sich nicht verantwortlich, zu helfen, schließlich seien es nicht ihre Katzen, erzählt die Vorsitzende. Auch wenn keiner verpflichtet ist, zu helfen, appelliert Stein weiterhin an die Hilfsbereitschaft der Anwohner. Alle Mittel für das Einfangen und die Kastrationen sind vorhanden, nur die Freiwilligen fehlen. Dieses Jahr verzeichnet Stein schon 90 Kastrationen. Das seien immerhin mehr als im vergangenen Jahr zu dieser Zeit.