Zum Beten auf die Nordbahntrasse
Am Samstag fuhren 30 Christen auf dem Fuß- und Radweg einen Kreuzweg von Wichlinghausen nach Vohwinkel.
Wuppertal. Das Wetter hätte für eine Radtour nicht besser sein können: windstill, trocken, mäßig warm. So kamen dann auch mehr Personen als erwartet zum Startpunkt des 3. Fahrradkreuzwegs an der Wichernkapelle. Sechs Stationen galt es anzufahren und sich dort „dunkler Zeiten“ zu erinnern und gemeinsam zu beten.
In Wichlinghausen starteten die 30 Personen diese von der Katholischen Citykirche und dem Internetportal pfarr-rad.de organisierte Tour mit christlichem Inhalt, die in der Kirche Sankt Ludger in Vohwinkel bei der Madonna del Ghisallo endete.
Max Moll hatte vor drei Jahren die Idee zu diesem ungewöhnlichen Kreuzweg. Meistens werden diese in Kirchen oder an Wallfahrtsorten durchgeführt. Doch Moll — selbst Radfahrer und gläubiger Katholik — wollte mal etwas anderes ausprobieren, damit Menschen an die Leidensgeschichte Jesu Christi denken. Anstelle der üblichen Stationen der Passion wird deshalb bei diesem Kreuzweg an „vergessenen Orten“ Halt gemacht. Sie liegen entlang der Nordbahntrasse und erinnern an die Schrecken der Nazi-Zeit.
Von Pastoralreferent Werner Kleine von der Katholischen Citykirche erhielt er sofort grünes Licht und viel Unterstützung für diese Aktion. „Das Beten des Kreuzweges spielt in der Tradition der römisch-katholischen Kirche eine wichtige Rolle“, erläutert Kleine. „Es bedeutet das Betrachten und Mitvollziehen des Leidensweges Jesu. Tod und Auferstehung Jesu sind die Basis des christlichen Glaubens.“ Bei einem Kreuzweg werde die Solidarität des Sohnes Gottes mit den Leidenden intensiv erlebt.
Um dieses intensive Erleben geht es auch Max Moll beim Fahrradkreuzweg. Die „dunklen Jahre“ 1944 und 1945 waren für ihn die Verbindung zum Leidensweg Jesu: „Der Kreuzweg, den die Katholiken feiern, erinnert auch an dunkle Zeiten.“ Daher wurde an sechs Orten auf der Nordbahntrasse eine Bibelstelle der Passionsgeschichte vorgelesen und der Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus gedacht.
So standen am Bahnhof Wichlinghausen die Themen „Entsendung/Abendmahl“ und „Überfall auf einen Güterwaggon mit 80 sowjetischen Zwangsarbeitern“ im Vordergrund. Weiter ging es über den Loh (Gethsemane), den Mirker Bahnhof (Ecce Homo), Varresbeck (Kreuzigung), Homanndamm (Grablegung) bis zur Kirche Sankt Ludger (auch Grablegung).
„Wir enden dieses Jahr in Sankt Ludger, da die katholische Kirche überlegt, aus dieser Kirche eine Fahrradkirche zu machen“, erläutert Max Moll. Die Lage sei ideal, betont der Mitarbeiter von pfarr-rad.de, da das Vohwinkeler Gotteshaus direkt auf der Grenze zwischen der Solinger Korkenziehertrasse und der Wuppertaler Nordbahntrasse liege. Eigens für den Fahrradkreuzweg hatte die katholische Citykirche eine Ikone der Maria del Ghisallo, der Schutzheiligen der Radfahrer, nach Vohwinkel gebracht.
Die Teilnehmer des Fahrradkreuzweges, übrigens nicht nur Katholiken, zeigten sich begeistert. „Ich bin der Kirche verbunden und vor Ostern ist der Kreuzweg angesagt“, erzählt Gerd Eckstein. Da er zudem gern Rad fahre, habe er sich für die Teilnahme entschieden. Martina van Geenen ist eigens aus Solingen gekommen, um am Kreuzweg teilzunehmen: „Ich habe schon alles Mögliche mit dem Fahrrad gemacht. Letztes Jahr zum Beispiel eine Wallfahrt. So kann ich zwei schöne Dinge verbinden. Außerdem lernt man immer neue Leute kennen.“