Verkehr Eine Million mehr für den Radverkehr in Wuppertal
Wuppertal · Die Politik gewährt Wuppertal deutlich mehr Geld – die Fahrradlobby freut sich. Offen ist aber, ob die Corona-Krise die Umsetzung von Projekten verzögern wird.
Es war eine Art vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Fahrradlobby: Im Dezember hat sich der Stadtrat für eine deutliche Erhöhung des Etats für den Radverkehr ausgesprochen. Statt bislang 400 000 Euro jährlich, gibt es 2020 und 2021 jeweils eine Million Euro oben drauf. Damit wolle man vor allem Tempo in die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes und der damit verbundenen Projekte bringen, sagt Ludger Kineke von der CDU, dessen Fraktion gemeinsam mit den Grünen den Antrag für den Haushalt auf den Weg gebracht hatte.
Frohe Kunde also für Norina Peinelt, der städtischen Beauftragten für den nicht-motorisierten Verkehr, und ihrem Team. Oder doch nicht? „Es ist super“, sagt Peinelt ehrlich. Doch sie warnt, wie auch Kineke, vor zu schnellen Erwartungen. Denn das Geld allein reicht nicht. Damit etwas umgesetzt werden kann, braucht es Grünes Licht von der Politik. Das bedeutet vor allem im Themenbereich Verkehr, dass bei vielen Projekten die Bezirksvertretungen angehört werden müssen. Doch die tagen aktuell nicht wegen der Corona-Krise. Ein Problem, dass die gesamte politische Arbeit trifft, sagt Peinelt. Nichtsdestotrotz wolle ihre Abteilung in den nächsten Wochen die ersten Projekte vorstellen. „Wir arbeiten an den Vorlagen“, betont sie.
Bei Details hält sie sich noch zurück. Ein Hauptaugenmerk liege aber auf der Talachse. Der Weg dort lang mit dem Rad „ist nicht optimal“, sagt auch Kineke. Überhaupt müsse man sich als Radfahrer darauf verlassen können, „dass ich von A nach B komme, ohne dann vor einer vielbefahren Straße zu stehen“.
Doch während die Talachse zu den größeren Projekten zählen dürfte, hilft der Zuschuss vor allem im Kleinen. Vor allem Markierungsarbeiten hätte man oft zurückstellen müssen, sagt Peinelt.
In die Freude mischt
sich Skepsis
„Wir freuen uns erstmal“, sagt Klaus Lang vom ADFC Wuppertal. „Es ist ein Riesenschritt.“ Allerdings mischt sich in die Freude auch ein wenig Skepsis. „Die Frage ist halt, wie bekommen wir das Geld verbaut?“ Lang geht davon aus, dass die Million extra „erst im nächsten Jahr auf unseren Straßen ankommt“. Corona werde Projekte zeitlich zurückwerfen, ist er überzeugt.
Aber es gehe auch darum, möglichst viel noch über Förderprogramme rauszuholen, „bestenfalls bis zu 90 Prozent“, so Lang. Aus der einen Million könnten dann vier oder fünf Millionen werden.
Doch personell sei die Stadt nicht auf Rosen gebettet. Das kleine Team von Peinelt sei schließlich nicht nur für den Radverkehr, sondern auch für Fußgänger zuständig. „Und für Barrierefreiheit“, betont Lang, „auch ein ganz wichtiges Thema.“ Zumindest was die Personalstärke angeht, kann Peinelt Verstärkung verkünden. Zwei Werksstudenten unterstützen seit kurzem ihr Team. Dass das Geld möglicherweise in diesem Jahr noch nicht verbaut werde, sei überdies kein Problem durch den Doppelhaushalt.
Und auch im Vergleich mit anderen Städten steht Wuppertal dank des Haushaltzuschusses nicht mehr ganz so schlecht da. Das größere Düsseldorf käme zum Beispiel auf vier Millionen, erklärt Lang. Das Büro Kaulen, dass die Planung des Radverkehrskonzeptes für die Stadt steuere, habe von 40 Euro pro Einwohner für den Radverkehr gesprochen. „Davon sind wir noch weit entfernt. Aber wir sind zumindest endgültig aus dem Cent-Bereich raus“, sagt Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt. Dass die Politik der Erhöhung zugestimmt habe, sei überraschend gekommen. Umso größer war die Freude.
Dass der Verwaltung nun mehr Geld zur Verfügung steht, habe man beim letzten Treffen des Runden Tisches Radverkehr gemerkt, erinnert sich Grothe schmunzelnd. „Die Stadt hat viele Projekte vorgestellt. Die Tagesordnung war voll. Sonst stand da eher weniger drauf.“
Losgelöst von der Corona-Diskussion wollen Peinelt und ihre Kollegen bis zur Sommerpause der Gremien die ersten konkreten Planungen vorlegen.