Kreis Mettmann Geburtenzahlen gehen wieder leicht zurück

Kreis Mettmann · Sinkende Tendenz: Die Geburtenkurve ist in Düsseldorf auf Talfahrt gegangen. Wir haben uns in der Region Mettmann umgehört.

Eine Besichtigung des Kreißsaales in Mettmann. Auch im Evangelischen Krankenhaus (EVK) sinken momentan die Geburtenzahlen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Früher hatten alle Krankenhäuser eigene Geburtsabteilungen. Doch seit vielen Jahren reduzieren sich diese Angebote immer mehr. Zum Jahresende wird die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Sankt-Marien-Krankenhaus Ratingen endgültig geschlossen. Seit 1. August schon waren dort keine Entbindungen mehr möglich. Aufgrund des andauernden Personalmangels bei den Hebammen und der eh niedrigen Geburtenzahlen entschloss sich die Klinikleitung, die Abteilung mit dem 31. Dezember 2022 aufzulösen.

In einem Punkt profitierte das St. Josefs-Krankenhaus Hilden von dieser Entwicklung. Die Klinik in Trägerschaft des Kplus-Verbundes konnte einige der Hebammen aus Ratingen rekrutieren, berichtete Kplus-Sprecherin Cerstin Tschirner. Das Krankenhaus in Hilden ist eines von 34 Hospitälern mit Geburtshilfeabteilung in einem 30-Kilometer-Umkreis um Ratingen. Tschirner meldete, dass die Geburtenzahlen in Hilden recht stabil geblieben sind. „Wir werden vermutlich etwa 40 Geburten weniger als im letzten Jahr haben, aber von einem ,Einbruch‘ kann man da sicherlich nicht sprechen. 2021 waren es 600 Geburten, aktuell liegen wir bei 540“, sagte sie vor Weihnachten. „Und wir haben ja noch einige Tage.“ Die Anzahl der Geburten im einzigen Hildener Krankenhaus ist in etwa konstant geblieben. Es kamen im 2020 602 Kinder zur Welt. 2019 waren es 607 Geburten, 2018 genau 600. Während der gesamten Pandemie sei am St.-Josefs-Krankenhaus „immer darauf Wert gelegt“ worden, „dass immer eine Person die werdende Mutter begleiten konnte – und zwar von der ersten Wehentätigkeit an.“ Nur wenige der Mütter seien aus Ratingen. Von der Stadt im Norden des Kreises seien ja Kliniken in Essen, Mülheim, Duisburg und Düsseldorf gut zu erreichen.

EVK geht für 2022 von einem RÜckgang um fünf Prozent aus

Im Evangelischen Krankenhaus (EVK) Mettmann geht man für 2022 von einem Rückgang der Geburtenzahl um fünf Prozent gegenüber 2021 aus. Pressesprecherin Hannah Lohmann will dabei aber nicht von einem dauerhaften Trend sprechen, sondern lediglich „von einer momentanen Delle in der Statistik“. Denn die Auftragsbücher der Hebammen für Mai, Juni, Juli des neuen Jahres seien bereits jetzt prall gefüllt. Dass Ratingen seine Geburtsstation schließen musste, sei im September und Oktober spürbar gewesen, weil sich vermehrt Eltern in guter Hoffnung aus diesem Raum gemeldet hatten.

Im langjährigen Durchschnitte erblicken 500 Neugeborene pro Jahr das Licht der Welt im EVK Mettmann. Viele Mettmanner Mütter schätzen die wohnortnahe Geburtshilfe, andere kommen eigens aus Haan, Hilden, Erkrath, Ratingen oder dem Düsseldorfer Nord-Osten zur Geburt in die Kreisstadt. Vor allem in Zeiten der Pandemie überzeugte das Konzept der familienorientierten, sicheren Geburt – Väter waren und sind zu jeder Zeit im Kreißsaal willkommen. 2017 grundlegend modernisiert, zählen jetzt zwei moderne, großzügig gestaltete Kreißsäle mit besonderer Lichtinstallation und Farbauswahl plus ein gemütliches Familienzimmer zum Angebot. Ein Bad mit großer Geburtswanne und der direkt angeschlossene Sectio-OP für sogenannte Kaiserschnitte sorgen dafür, dass die Mütter sich in einem geschützten Bereich auf die Geburt konzentrieren können.

Landeshauptstadt liegt deutlich unter der Rekordmarke von 2021

Die Geburtskurve in Düsseldorf zeigt in diesem Jahr überraschend wieder nach unten. So wurden bis Mitte Dezember beim Standesamt gerade einmal 8770 Geburten dokumentiert, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte. Damit wird die Landeshauptstadt wohl die Marke von 9000 Geburten knacken können, aber deutlich unter der Rekordmarke des Vorjahres von 9500 Geburten bleiben. Bis zum Sommer hatte das noch ganz anders ausgesehen.

Von der Schließung der Geburtsklinik in Ratingen hat das St.-Martinus-Krankenhaus in Langenfeld nicht profitiert. „Davon haben wir nichts gespürt“, sagt Dr. Detlev Katzwinkel, Leiter der dortigen Geburtsklinik und Gynäkologie. „Was wir bemerkt haben ist die Schließung der Opladener Geburtsklinik im Juni 2021“, sagt er. „Das ist bei uns angekommen.“ Denoch: Der aktuell rückläufige Geburtentrend ist in der Langenfelder Klinik ebenfalls spürbar. „Wir liegen zwar immer noch über 500 im Jahr. Doch das sind rund 100 weniger Geburten als im Jahr davor.“ Katzwinkel macht dafür den Krieg in der Ukraine verantwortlich. In Folge des Kriegsausbruchs sei auch die Geburtenrate gesunken. Er bestätigt, dass die aktuelle Delle gerade besonders tief ist, geht aber nicht davon aus, dass sich diese Entwicklung kurzfristig wieder umkehrt. „Wer weiß schon, was noch passiert“, begründet er die Zurückhaltung.