Tiere in Düsseldorf Mensch und Hund werden zum Team

Düsseldorf · Lisanne Krokowski bekam einen Hund aus dem Tierschutz, der anfangs aggressives Verhalten zeigte. Ihr Ehrgeiz war geweckt, Loki den richtigen Weg zu weisen. Den will sie mit ihrer mobilen Hundeschule nun auch anderen zeigen.

Lisanne Krokowski und Mischling Loki bilden zusammen ein eingespieltes Team – nicht nur, wenn sie zusammen im Grafenberger Wald spazieren gehen.

Foto: Marc Ingel

Hundesendungen sind ja gerade mächtig in, vor allem jene, in denen ein prominenter Hundeprofi in die Wohnungen oft nicht minder prominenter Persönlichkeiten kommt und binnen einer Stunde einen verzogenen Racker in einen lammfrommen und gehorsamen Kuschelbär verwandelt. So ungefähr macht das auch Lisanne Krokowski mit ihrer mobilen Schule „Lila Hunde“. Mit einem Unterschied: „Im Fernsehen wird der Eindruck erweckt, das funktioniert spielerisch und vor allem in kürzester Zeit. Da steckt aber in der Regel wochen- oder gar monatelange Arbeit hinter“, sagt sie.

Nur dieses Einzeltraining mit Hund und Herrchen (oder natürlich auch Frauchen) bevorzugt auch die ausgebildete und vom Veterinäramt zugelassene Hundetrainerin. „Natürlich geht es um das Tier, aber eben auch um den Menschen. Beide sollten ein Team bilden, wobei klar ist, wer das Sagen hat – und das nach Möglichkeit ohne die bekannten Standard-Kommandos wie Sitz, Platz oder Fuß.“

Im Optimalfall braucht der Hund weder Maulkorb noch Leine

Die 31-Jährige ist mit Hunden großgeworden, „ich konnte mir ein Leben ohne Vierbeiner nie vorstellen“, erzählt Krokowski, die eigentlich Germanistik und Linguistik studiert hat, mal Journalistin werden wollte, dann aber doch irgendwie immer nur an Hunde denken konnte. Also ließ sie sich als Hundetrainerin ausbilden, absolvierte ein Praktikum bei den „Düsselhunden“, bildete sich in dem Bereich weiter fort, um ein ganz individuelles Training anbieten zu können. „Und dabei rede ich ja auch viel mit Menschen, sodass mein Studium nicht ganz umsonst war“, fügt sie hinzu.

Als Loki in ihr Leben trat, war das für sie der Anlass, sich noch intensiver mit aggressivem Verhalten von Hunden auseinanderzusetzen. „Er musste sich vorher offenbar auf der Straße im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißen und zeigte dieses Verhalten bisweilen auch Menschen oder anderen Hunden gegenüber“, berichtet Krokowski. Und so entwickelte sie ein Konzept, das eben nicht auf einer bestimmten Methode beruht, denn jeder Hund ist ja anders – und jeder Mensch auch. „Beide haben eigene Persönlichkeiten, und so kann es auch keine pauschalen Antworten auf Probleme geben“, sagt die Hundetrainerin. Ziel ist immer, dass Hund und Mensch ein Team bilden, dass der Hund Vertrauen fasst und quasi immer über Blicke nachfragt: „Darf ich das?“

Das geht natürlich am besten im Einzeltraining. Zwar bietet „Lila“ (ihr Spitzname, daraus leitet sich der Name der Hundeschule ab) ebenso Gruppentraining an, „aber nur in sehr kleinem Kreis, auch wenn ich mit größeren Gruppen sicher mehr Geld verdienen könnte“. Sie spielt dann vor allem Alltagsszenen nach, zu Hause, aber ebenfalls draußen oder im Grafenberger Wald, wo die Reize bei vielen Spaziergängern mit Hunden besonders groß sind. „Es geht nicht zuletzt darum, gerade einen verängstigten Hund an Straßenlärm oder Kinderschreien zu gewöhnen und ihm zu vermitteln, dass nicht jeder springende Ball seiner ist.“ Die richtige Körpersprache, Mimik, Gestik – das alles ist am Ende wichtiger als die Belohnung mit einem Leckerli, „auch wenn ich das nicht grundsätzlich ablehne“, betont Krokowski.

Dabei ist je nach Verhalten des Hundes ein Maulkorb durchaus erlaubt. Nur der richtige muss es sein, mit einem Gitter zum Beispiel, sodass der Hund hecheln kann, Nase und Augen frei sind. „Der Maulkorb ist mit vielen Vorurteilen behaftet. Bei (zumindest anfangs noch) aggressiven Hunden verhindert er aber nun mal, dass ein Hund andere beißt, dass er Müll oder Schlimmeres frisst, und er hilft dabei, dass unsichere Hunde wieder vorsichtig soziale Kontakte aufnehmen können“, zählt die Hundelehrerin auf.

Im Optimalfall braucht der Hund weder Maulkorb noch (an Orten, wo es erlaubt ist) eine Leine. „Aber das geht eben meist nur mit der richtigen Erziehung. Und die kostet Arbeit und Zeit“, so Lisanne Krokowski.