„Ablenken und Angst nicht belohnen“ Willicher Hundetrainerin gibt Silvester-Tipps

Willich · Knallende und blitzende Feuerwerkskörper in der Silvesternacht sind für Hunde keine schöne Erfahrung. Saskia Becker von der Hundeschule Dog Solution in Willich verrät, wie man den Vierbeinern die Angst nehmen kann.

Saskia Becker von der Hundeschule Dog Solutions in Anrath gibt Silvester-Training für Hunde.

Foto: Norbert Prümen

. Wenn das Stichwort Silvester fällt, gibt es bei vielen Haustierbesitzern keine strahlenden, sondern eher besorgte Gesichter. Die einen wissen, dass ihr Tier nicht mit der Knallerei zurechtkommt. Für die anderen ist es das erste Silvester, das mit Tier verlebt wird, und sie sorgen sich, wie ihr neuer Hauskamerad reagiert, wenn in der Nachbarschaft geböllert wird. „Wichtig ist, dass man selbst immer die Ruhe bewahrt und nicht schon mit Nervosität an den Silvesterabend herangeht. So etwas überträgt sich auf ein Tier, insbesondere auf einen Hund“, sagt Saskia Becker von der Hundeschule Dog Solution Willich.

An Silvester gelte generell, dass man mit seinem Hund nur an der Leine spazieren gehen sollte und selbst die gewohnte abendliche Pippi-Runde im Garten sollte sicherheitshalber an der Leine erfolgen. So mancher Hund, der bei Knallerei und Feuerwerk ängstlich reagiert, habe es in seiner Panik schon geschafft, den ansonsten sicheren Garten über den Zaun oder die Hecke zu überwinden. Becker empfiehlt beim Spaziergang mit zwei Leinen unterwegs zu sein. „Wer auf Nummer sicher gehen will, der zieht seinem Hund Halsband sowie Geschirr an und befestigt entsprechend zwei Leinen. Sollte es einem Hund, der in Panik gerät, gelingen sich aus seinem Geschirr zu winden, ist immer noch die zweite Sicherung da“, sagt die Hundetrainerin.

Flüchtet ein Hund, sollten Tierheime informiert werden

Das Schlimme bei einem in Panik davonlaufenden Hund sei: Er finde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr nach Hause zurück. Neben der Gefahr, dass es zu einem Unfall kommt, stellt dieses Verlaufen damit eine hohe Verlustgefahr dar. Hunde würden dabei Höllenqualen durchlaufen, so Becker, denn egal wohin sie auch rennen, die Knallerei ist überall. Kommt es zu einer Flucht, sollten Besitzer Polizei und Tierheime informieren, um auf das entlaufende Tier aufmerksam zu machen. Wichtig sei, dass das Tier gechipt und vor allem im Tierregister einer der großen Organisationen, wie zum Beispiel Tasso, angemeldet ist. Nur so könne im Falle eines Falles ein entlaufender Hund seinem Besitzer schnellstmöglich wieder zurückgebracht werden.

Wer weiß, dass sein Hund ängstlich auf die Geräusche der Silvesternacht reagiert, sollte durch heruntergelassene Rollladen und zugezogene Vorhänge das Haus so gut es geht gegen die von außen eindringenden Geräusche und die plötzlichen Blitze der explodierenden Feuerwerkskörper abschotten, sagt Becker: „Dazu empfiehlt es sich, Licht im Haus anzumachen und leise Musik anzustellen.“ Eine Rückzugs- oder Versteckmöglichkeit, wie das eigene Körbchen oder ein Platz auf der Couch, sei wichtig für den Hund. Mit Spielen und Spielzeugen, die er gerne mag, kann zudem für Ablenkung gesorgt werden. Auch ein Kauknochen, mit dem der Hund länger beschäftigt ist, kann ablenken. Wer selbst das Feuerwerk der Nachbarn genießen möchte, müsse aufpassen, dass der Hund nicht in einem unbeobachteten Moment durch die offene Haustür entwischt. Und: ihn nicht zu lange allein lassen. Denn ohne das Herrchen oder Frauchen sei die Angst umso größer.

Für Katzen gilt natürlich das Gleiche. Sei eine Katzenklappe im Haus vorhanden gelte es, sie verschlossen zu halten, damit die Katze nicht durch diese entweichen kann. Selbst Freigänger gehören in der Silvesternacht definitiv ins Haus, so Becker. Wer Samtpfoten hat, sollte zudem daran denken, kein Fenster auf Kipp offen stehen zu haben. Panische Katzen können sich dort nicht nur festklemmen, sondern auf diesem Weg auch flüchten. Für alle anderen Haustiere gilt ebenso, der ruhigste Raum im Haus ist der Beste, um dort die Nacht zu verbringen.

Auch der Tierarzt kann helfen. Er kann beruhigende Medikamente empfehlen und das sowohl auf pflanzlicher Basis wie auch mittels verschreibungspflichtiger Produkte. Allerdings muss bei diesen Anwendungen in der Regel einige Tage vorab mit der Behandlung gestartet werden. Die Präparate wirken angstlösend und entspannend. Ein Sedativum hingegen wirke nicht angstlösend, sondern stelle lediglich den Körper ruhig, so Becker. Das Tier leide dabei aber nach wie vor an seiner Angst. „Zeigt ein Tier Angst, ist es ganz wichtig, diese nicht durch Streicheln oder Leckerchengaben zu bestätigen. Der Besitzer muss die Angst ignorieren, so schwer es auch fällt“, erklärt Becker. Belohnung sei dagegen bei angstfreiem Verhalten angebracht.

Ansonsten gilt, das nächste Silvester kommt pünktlich am 31. Dezember, und bis dahin können Tierbesitzer auch mit entsprechenden Geräusch-CDs arbeiten, um einen Hund oder eine Katze an die knallenden Geräusche zu gewöhnen. Hier gilt: Früh im Jahr anfangen und das mit ganz leisen Geräuschen, die dann gesteigert werden.