St. Töniser Motorradclub „Sky Drivers“ Rocker unterstützen Kinder

Tönisvorst · Der St. Töniser Motorradclub „Sky Drivers“ möchte das Image der „Rocker“ aufpolieren und zeigen, dass neben der Liebe zum Motorrad Loyalität und Hilfsbereitschaft im Mittelpunkt stehen. Nun unterstützen sie auch den Verein Apfelblüte.

Birgit Koenen und Albrecht Mensenkamp (2.v.l.) vom Verein Apfelblüte freuen sich über die Spende der „Sky Drivers“, die Thomas Wilken (links), Andy Stahn (2.v.r.) und Martin Hora übergeben.

Foto: Norbert Prümen

(msc) „Zu uns kommt man als Fremder, aber man geht als Freund“, sagt Rocco Torruti. Und wer länger bleibt, gehört irgendwann zur Familie, weswegen sich Torruti und seine Vereinskollegen Andy Stahn, Martin Hora und Thomas Wilken als „Brüder“ bezeichnen. Sie sitzen im gemütlich eingerichteten Vereinsheim des Motorradclubs „Sky Drivers“ am Ostring in St. Tönis und haben Besuch: Birgit Koenen und Albrecht Mensenkamp vom Vorstand des Tönisvorster Kinderhilfevereins Apfelblüte sind gekommen, um eine Spende entgegen zu nehmen: 1000 Euro überreichen die „Rocker“. Geld, das bei ihrer Nikolaus-Party bei einer Tombola zusammengekommen ist – und vom Verein nach oben aufgerundet wurde.

Die „Sky Drivers“ wollen zeigen, dass sie den Vorurteilen, die manche dem Rocker-Millieu entgegen bringen, nicht entsprechen, sagt Andy Stahn, Vorsitzender – „President“ steht auf seiner schwarzen Lederkutte – des Motorradclubs. Und so habe man gezielt nach einem Verein in Tönisvorst gesucht, der Kindern hilft, und ein Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdiensts der Stadt Tönisvorst gab den Tipp, sich an den Verein Apfelblüte zu wenden. „Uns war es wichtig, dass wir mit dem Geld in Tönisvorst helfen, weil wir hier sesshaft sind“, sagt Stahn. „Beim Verein Apfelblüte stimmte das Bauchgefühl.“

Im Sommer soll ein
großes Straßenfest steigen

„Die 1000 Euro sind eine sehr großzügige, nicht alltägliche Spende, und sie kommen wie gerufen, weil wir in diesem Jahr viele Ausgaben hatten“, sagt Apfelblüte-Vorsitzende Birgit Koenen. Der Verein hilft dort, wo staatliche oder kommunale Hilfe nicht greift, und kümmert sich um das gesundheitliche, erzieherische und wirtschaftliche Wohl der Kinder. In diesem Jahr seien viele wegen der Corona-Pandemie ausgefallene Klassenfahrten nachgeholt worden, was manche Familie vor finanzielle Probleme gestellt habe – gerade dann, wenn eine Familie mehrere Kinder hat, erläutert Schatzmeister Albrecht Mensenkamp. Doch dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie der Verein Apfelblüte hilft.

Die „Sky Drivers“ wollen künftig mit mehr als Geld helfen. Im Sommer möchten sie ein großes Straßenfest organisieren und der Apfelblüte dabei die Möglichkeit geben, sich mit einem Stand zu präsentieren und für sich zu werben. Auch kleine Motorradausfahrten mit Kindern zu organisieren, können sie sich vorstellen, oder einfach mit anzupacken, wenn Hilfe benötigt wird. „Für uns sind solche konkreten Hilfsangebote neu, wir müssen mal schauen, wie wir künftig zusammenarbeiten können“, sagt Mensenkamp. Die Schale der rund 15 Tönisvorster Rocker (wobei: einige kommen auch von außerhalb. Torruti kommt extra aus Köln angereist) scheint hart, doch der Kern ist weich.

Schon seit 1977 gibt es den Club, gegründet wurde er einst in Duisburg. Stahn ist der Einzige aus der Anfangszeit, und als er vor vier Jahren nach Tönisvorst zog, zog auch der Verein mit um, mietete die Räume im kleinen Gewerbepark hinter der Waschstraße am Ostring in St. Tönis. Dort geht es gesellig zu, alle acht Wochen findet dort eine große Party statt, zu der auch befreundete Vereine aus der Umgebung kommen. Ruhiger ist es jeden ersten und dritten Freitag im Monat ab 19 Uhr beim offenen Treff im Clubhaus, bei dem jeder willkommen ist und schnell integriert wird. „Freitags sind wir zwischen zwei und 40 Personen, je nach Wetter und Jahreszeit“, sagt der 63-jährige Andy Stahn. Die Mitglieder des Clubs sind übrigens allesamt Männer, doch Frauen dürfen mitfeiern und an den Partys und Ausfahrten teilnehmen. Und das Motorrad Fahren steht bei den „Sky Drivers“ im Mittelpunkt, sagt Stahn, der selbst 20 000 bis 30 000 Kilometer pro Jahr zurücklegt. Der Verein unternimmt viele Touren, und eine eigens gegründete Firma bietet geführte Touren und Urlaube an.

„Wir meiden die Autobahn, fahren zügig, aber gesittet und ordnungsgemäß, wollen etwas von der Landschaft sehen“, sagt Stahn. In der Corona-Pandemie hätten viele einen Motorrad-Führerschein gemacht und seien dankbar, dass es geführte Touren gebe, sagt Martin Hora.

Im Club wie bei den Urlaubstouren ist jeder willkommen, ob er nun eine Harley, eine Sportmaschine oder eine Reise-Enduro fährt, auch das Alter spielt keine Rolle. Manche schauen schon mit 16 vorbei, und auch bei 18-Jährigen sehen es die „Sky Drivers“ gern, wenn die Eltern mal mitkommen, um zu sehen, „dass ihr Junge bei uns gut aufgehoben ist. Bei uns werden Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Loyalität gelebt – und natürlich die Liebe zum Motorrad“, sagt Stahn.