Velbert/Wuppertal. Zeugen sprechen vom Albtraum aller Eltern

Velbert/Wuppertal. · Ein 22 Jahre alter Velberter muss sich wegen des Vorwurfs der Entführung eines zehnjährigen Langenbergers vor dem Landgericht verantworten.

Ein unglaubliches Geschehen, der Albtraum aller Eltern – so nennen Zeugen die Vorwürfe um die mutmaßliche Entführung eines damals zehn Jahre alten Schülers aus Velbert-Langenberg am 22. Februar 2019. Ein 22 Jahre alter, angehender Student aus der Innenstadt muss sich vor dem Landgericht Wuppertal verantworten: Ziel der Entführungsfahrt sei gewesen, das Kind sexuell zu missbrauchen. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft. Wie der Junge Anfang März zwei Ermittlern über die Abläufe berichtete, belegt ein Mitschnitt einer Aussage, den die Richter am Donnerstag öffentlich vorspielen ließen: Fast wortlos sei das alles abgelaufen, beschrieb der Junge mit leiser Stimme. Mehrfach verzeichnet das schriftliche Protokoll der Ermittler nur ein stummes Kopfschütteln oder Nicken als Antwort.

Der Zehnjährige war im Dunkeln auf dem Weg zur Schule

Der Anklage zufolge fuhr der 22-Jährige am Tattag, einem Freitag, einen geliehenen Kleinwagen. Er habe den ihm völlig unbekannten Schüler gegen 7.30 Uhr an der Hauptstraße in Langenberg angehalten. Der Zehnjährige war im Dunkeln mit einem Roller auf dem Weg zur Schule. Der Mann habe sich mit falschem Vornamen vorgestellt und den Zehnjährigen aufgefordert, einzusteigen. Das habe der auch getan – trotz vielfacher Warnungen der Mutter.

Auf die schweren Vorwürfe gegen den Angeklagten kamen die Ermittler, nachdem sie dessen Handy und Computer untersucht hatten: Er soll monatelang nach Berichten über Missbrauch gesucht haben. Die Suchbegriffe: „Kind in Wald entführt“, „Kindesmissbrauch“, „Kind getötet“. Der Angeklagte hat erklärt, er habe bei seiner Fahrt nach dem Weg gefragt, weil er sich in der Schule um ein Praktikum bewerben wollte und den Weg nur grob kannte. Der Junge habe helfen wollen.

Die Fahrt endete weit außerhalb, am Wodantal in Hattingen. Der 22-Jährige hatte einen leichten Verkehrsunfall: Er soll in eine Böschung gefahren sein. Er ließ den Jungen laufen. Der erreichte seine Schule. Der Angeklagte sagt, er habe sich verfahren gehabt.

Laut Zeugen hatte sich der Mann für den Tag mit zwei Freunden verabredet, nach Venlo zu fahren. Ihnen soll der Angeklagte beim Treffen erklärt haben, er habe einen Unfall gehabt und sei in ein Gebüsch gefahren. Dass dabei ein fremdes Kind in seinem Auto war – das habe er verschwiegen. Die drei Männer sollen einen ruhigen Tag in Holland verlebt haben. Das Auto ging am Abend an den Vermieter am Rand der Innenstadt zurück. Der 22-Jährige hatte dort seine vollen Personalien angegeben. Alle drei sollen wenige Tage später sogar noch mit einem Auto längere Zeit auf dem Parkplatz am S-Bahnhof in Langenberg verbracht haben. Das Gericht will am 25. November 2019 weiter verhandeln, ein psychiatrisches Gutachten und die Plädoyers hören und voraussichtlich am selben Tag sein Urteil sprechen.