Aachen lässt Geschäfte sonntags zu
Stadtrat lehnt Antrag des Einzelhandelsverbandes ab.
Aachen. In Aachen gibt es in diesem Jahr keine verkaufsoffenen Sonntage. Der Stadtrat entschied mit knapper Mehrheit gegen einen Antrag des Einzelhandelsverbands. Die Ratsmitglieder stimmten quer durch die Fraktionen. Der Einzelhandelsverband hatte insgesamt 17 verkaufsoffene Sonntage auf einzelne Stadtbezirke verteilt beantragt. Der Rat stimmte mit 34 zu 30 Stimmen dagegen. Der Einzelhandelsverband reagierte mit Unverständnis. "Das ist in unseren Augen realitätsfremd", sagte Geschäftsführer Manfred Piana.
Gegner hatten unter anderem argumentiert, Beschäftigte und Anwohner sollten am Sonntag ihre Ruhe haben. Daneben wurden auch "christlich-kirchliche Argumente" angeführt. Der Einzelhandelsverband will in Gesprächen mit der Politik auf ein Umdenken hinwirken. Piana schloss einen neuen Antrag nicht aus.
Nach dem NRW-Ladenöffnungsgesetz dürfen Geschäfte am Sonntag höchstens fünf Stunden öffnen. Städte dürfen entweder bis zu vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr im gesamten Stadtgebiet erlauben oder maximal vier in einem Stadtviertel. Am Mittwoch hatte sich dagegen in Düsseldorf eine "Allianz für den freien Sonntag" gegründet. Die landesweite kirchliche und gewerkschaftliche Initiative fordert die Landesregierung auf, verkaufsoffene Sonntage zu unterbinden.
"Der Beschluss schadet dem Image der Stadt", sagte Piana. Beim "Erlebnisshoppen" mit Bummeln, Essen und Trinken lernten Menschen die Stadt anders kennen als an einem Wochentag. Am Sonntag kämen viele Belgier und Niederländer. "Wenn die Leute hier nicht mehr einkaufen können, tun sie das woanders." Schon jetzt fahren viele über die Grenze. In Belgien und den Niederlanden seien die Regelungen zum verkaufsoffenen Sonntag viel lockerer.
Der Sog des niederländischen Einzelhandels bezogen auf deutsche Kunden nimmt nach Angaben der IHK Venlo zu. Demnach gaben allein im Jahr 2008 Deutsche rund eine Milliarde Euro und damit 40 Prozent mehr in Geschäften zwischen Nimwegen und Maastricht aus als im Vorjahr. Ein Hauptgrund waren die verkaufsoffenen Sonntage bei den Nachbarn. lnw/mhs