Riesenwelle knallt an den Bug
Düsseldorf. Die Passagierin Renée Melms hat das Unglück auf der „Louis Majesty“ erlebt. Am Anfang empfand sie es als tolles Schauspiel. Die WZ befragte sie zu ihren Erlebnissen auf dem Kreuzfahrtschiff.
Melms: Wir waren eigentlich auf dem Weg von Barcelona nach Genua. In Barcelona konnten wir nicht einlaufen, weil dort schon sehr unruhige See war. Uns wurde gesagt, dass wir weiterfahren nach Genua. Dann haben sich die Wellen ganz schön aufgebaut. Es war auch starker Wind. Ich hatte meine Kabine auf Deck 3, gefühlt sechs bis acht Meter über dem Wasserspiegel. Von dort aus konnte ich das gut beobachten, und am Anfang war es berauschend im wahrsten Sinne des Wortes, ein tolles Schauspiel.
Melms: Ich bin früher gesegelt, insofern hatte ich keine große Furcht vor diesen wirklich hohen Wellen. Die schlugen dann immer heftiger gegen die Bordwand. Immer wenn das Schiff aus einem Wellental hochkam, knallte so eine Riesenwelle vor den Bug. Ich als kleiner Segelboot-Kapitän habe nur gedacht: Mensch, der müsste doch vielleicht ein bisschen beidrehen, damit er die Wellen nicht genau vor die Nase kriegt. Aber das ist ja ein erfahrener Kapitän.
Melms: Ich wollte gerade in den Duty-Free-Shop, als ein großer Aufruhr auf dem Schiff war. Kinder kamen mir auf dem fünften Deck entgegen und schrien ganz furchtbar. Eine Riesenwelle hatte erst eins und dann weitere vier, fünf Fenster auf Deck fünf eingeschlagen. Eine Riesenmenge Wasser kam rein und schlug das Mobiliar um. Eine Frau ist regelrecht niedergeschlagen worden, ein Mann ist mit seinem Sessel nach hinten gekippt. Er soll an einem Herzinfarkt gestorben sein. Es sind auch etliche Passagiere von den herumfliegenden Scheiben getroffen worden. Der Salon stand in Nullkommanix unter Wasser, und es tropfte in die darunter liegenden Decks.
Melms: Durch die Lautsprecher wurde in allen Sprachen um ärztliche Hilfe gebeten, weil es ja auch Verletzte gab. Eine halbe Stunde später, so gegen vier, hieß es dann, der Kapitän würde beidrehen und zurück nach Barcelona fahren.
Melms: Die Organisation hier in Barcelona ist katastrophal. Das Schiff ist total nass, das Mobiliar wird ’rumgeschleppt, die Leute sind sehr betroffen. Aus Athen sind Experten angereist, die rausfinden wollen, woran es gelegen hat. An Bord gab es die Ansage, dass eine unvorhersehbare, überdimensional große Welle das Schiff getroffen hat. Das kann ich auch bestätigen.