Porträts: Vier Lebenswege in den „Heiligen Krieg“
Wie Daniel Schneider, Atilla Selek, Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz Fanatiker wurden.
Daniel Schneider (24): Er bekam zwölf Jahre Haft. Als Schüler ist der im saarländischen Neunkirchen geborene Schneider Messdiener, hört gern Rockmusik und spielt Basketball. Der Weg des jüngsten Sauerland-Terroristen in den "Heiligen Krieg" beginnt mit der Zerrüttung seiner Familie und dem jahrelangen Scheidungskrieg seiner Eltern. Nach deren Trennung kommen Probleme in der Schule, später Jugendarrest wegen Raubes und Körperverletzung hinzu. Erfolglos bewirbt Schneider sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Das Gymnasium bricht er in der 12.Klasse ab, er wendet sich dem Islam zu.
Atilla Selek (25): Fünf Jahre Haft für den Helfer. Der in der Türkei geborene Selek ist eigentlich gut in Deutschland integriert. Nach einer Ausbildung als Fahrzeuglackierer hat er Aussicht auf eine feste Anstellung. Dann gerät er in den Dunstkreis radikaler Prediger des Multikulturhauses in Neu-Ulm. Selek erträgt es nicht, dass es bei seinem Arbeitgeber einen weiblichen Lehrling gibt und kündigt. Schicksalhaft wird für ihn die Begegnung mit Fritz Gelowicz, der für ihn der ersehnte "große Bruder" wird. Nach Verbüßung seiner Strafe will Selek seine Ehefrau aus der Türkei holen und neu anfangen - wenn er in Deutschland bleiben darf.
Fritz Gelowicz (30): Zwölf Jahre Haft für den Anführer. Dabei kommt Gelowicz auf den ersten Blick aus einer heilen Welt. Der Sohn einer Ärztin und eines Unternehmers wächst in München und Ulm auf. Doch er scheitert am Gymnasium. Seine Eltern lassen sich scheiden, mit 16 konvertiert Fritz zum Islam. Er beginnt ein Studium zum Wirtschaftsingenieur. Beeinflusst wird er von einem radikalen Prediger im Multikulturhaus. Kurz vor Ende des Prozesses in Düsseldorf wird seine Frau festgenommen. Sie soll Geld für die terroristische IJU gesammelt haben. Gelowicz selbst beteuert, dass er mit Terrorismus nichts mehr zu tun haben will.
Adem Yilmaz (31): Er muss für elf Jahre hinter Gitter. Yilmaz macht eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn, später arbeitet er als Kaufhausdetektiv. Er gilt als intellektuell eher "einfach strukturiert". Von Deutschland aus schleust er Terror-Nachwuchs nach Pakistan, kümmert sich später um die Finanzen der Sauerland-Gruppe. Im Prozess legt er sich mit seinem flegelhaften Auftreten immer wieder mit dem Gericht an. Er schwärmt von der Terrorausbildung in Waziristan und dem Dschihad. Psychologische Gutachter sehen den Sohn einer anatolischen Einwandererfamilie beseelt von "Größenfantasien". lnw