Ärzte müssen nicht mehr jeden Schweinegrippe-Fall melden
Hamburg/Berlin (dpa). Ärzte in Deutschland müssen angesichts steigender Zahlen nicht mehr jeden Schweinegrippefall melden. Sie werden so von Verwaltungsaufgaben entlastet, teilte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums mit.
Ein Überblick über die Entwicklung der Schweinegrippe gibt es dennoch. "Trends kann man weiterhin ablesen", sagte die Sprecherin des Robert Koch-Instituts in Berlin, Susanne Glasmacher, am Freitag.
Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) habe ein Netz von Ärzten, die Atemwegserkrankungen melden und bei Menschen mit Grippesymptomen Rachenabstriche untersuchen lassen. Labore in Deutschland müssten weiterhin alle entdeckten Fälle bekanntgeben. Auch Todesfälle blieben meldepflichtig.
Nach Anderson Soares di Oliveira, Abwehrspieler von Fortuna Düsseldorf, ist nun auch der Kölner Fußball-Profi Christopher Schorch an der Schweinegrippe erkrankt. Der 20-Jährige wird nach Angaben des Mannschaftsarztes voraussichtlich am kommenden Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainieren können.
FC-Bayern-Stürmer Miroslav Klose bleibt nach der Erkrankung seiner Zwillingssöhne Noah und Luan an Schweinegrippe mit seiner Familie weiter zuhause. Behörden in Nordrhein-Westfalen lassen den Tod eines 46-jährigen Wuppertalers untersuchen, der einen Tag nach der Schweinegrippe- Impfung gestorben ist. "Wir haben eine Obduktion angeordnet", bestätigte Wolf-Tilmann Baumert, Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft, nach Informationen der "Westdeutschen Zeitung" (Freitag). Der Mann war einen Tag nach der Impfung tot auf der Toilette seines Unternehmens entdeckt worden.
Ein internationales Forscherteam hatte jedoch bereits Ende Oktober mit Blick auf die Impfung gemahnt, dass unerklärliche schwere Erkrankungen und Todesfälle in einer ausreichend großen Bevölkerungsgruppe immer wieder vorkommen. Das gelte auch für Geimpfte, ohne dass der Impfstoff damit irgendetwas zu tun haben müsse. Unter zehn Millionen geimpften Menschen seien schon rein statistisch sechs plötzliche unerklärliche Todesfälle innerhalb von sechs Wochen zu erwarten, die nichts mit der Impfung zu tun haben, erläuterte Steven Black im Fachjournal "The Lancet".
In Frankreich erlitt eine junge Frau nach der Impfung das Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Auch dort wird noch untersucht, ob der Impfstoff Ursache der mit Lähmungen einhergehenden Krankheit war. Der Fall ist nach Angaben des französischen Gesundheitsministeriums leicht und der Frau gehe es schon besser. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMEA) führt das Guillain-Barré-Syndrom als sehr seltene Nebenwirkung des Impfstoffes Pandemrix auf.