Alles für die Hasch-Plantage

Razzia gegen Cannabis-Anbau. Ein Aachener Laden liefert Zubehör. 214 Kunden unter Verdacht.

Düsseldorf. Das Netzwerk der illegalen Hanf-Anbauer scheint bestens zu funktionieren: Kaum hatte gestern morgen eine bundesweite Drogenrazzia gegen Cannabis-Anbau begonnen, tauchten in einschlägigen Internet-Foren bereits Warnungen auf: "Jeder der zu hause was laufen hat und bei catweazel bestellt hat, vernichtet alle Pflanzen und Pflanzenreste, so schnell es noch geht. würde ich echt jedem ans herzen legen. Denke auch das da heute noch mehr hochgenommen wurden/werden", schreibt etwa "Fightingbuddha" in einem Forenbeitrag nur knapp zwei Stunden nach Beginn einer bundesweiten Razzia, die vom Landeskriminalamt NRW koordiniert wurde. Noch früher, um 8.13 Uhr, hatte bereits "UnschuldvomLande" vor Hausdurchsuchungen bei Kunden eines so genannten Grow-Shops aus Aachen gewarnt.

Der von zwei seit längerem einschlägig polizeibekannten Männern, Eddy M.(42) und Günter B. (43), geführte Laden, der sich als Gewächshausspezialist bezeichnet, bietet im Internet die komplette Ausrüstung für den Hanf-Anbau - von speziellen Nährböden über Dünger, Spezial-Pflanzenlampen und Ventilatoren bis hin zu Entlüftungsschläuchen und Geruchsfiltern.

"Wir ermitteln seit April vergangenen Jahres wegen möglicher Verstöße gegen das Betäubungsmittel-Gesetz, haben dazu auch verdeckt erlangte Informationen genutzt", sagt Roland Wolff vom Landeskriminalamt NRW, der die Großrazzia koordinierte. Dabei seien unter anderem auch Kunden beobachtet, Telefongespräche abgehört und E-Mails überwacht worden.

Die beiden Ladeninhaber stehen unter Verdacht der Beihilfe zum "Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge"; ein Verbrechen, das mit Haftstrafen von mindestens einem Jahr bis zu 15 Jahren geahndet wird. Einer der beiden war noch im vergangenen Dezember zu einer siebenjährigen Haftstrafe wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt worden, hat die Strafe aber offenbar noch nicht angetreten.

Der Handel mit den Gerätschaften ist allerdings gesetzlich nicht verboten, erklärt der Aachener Staatsanwaltschaftssprecher Bernd Schulz. Strafbar macht man sich erst dann, wenn man die Gerätschaften auch tatsächlich zum Cannabis-Anbau benutzt.

Dies war offensichtlich der Fall bei einem Großteil der bundesweit insgesamt 214 Personen, deren Räume und Lagerhäuser durchsucht wurden. Insgesamt nahm die Polizei 40 Personen fest, darunter ein Solinger Ehepaar, das - so ein Ermittler vor Ort - in einer Lagerhalle eine "Hasch-Plantage wie im Bilderbuch" betrieben hatte. Insgesamt flogen durch die Razzia bundesweit zwei so genannte Profi-Plantagen mit mehr als 1000 Pflanzen auf, acht Großplantagen (100 bis 999 Pflanzen) sowie 66 Kleinplantagen.

Schwerpunkt NRW Bei der bundesweiten Razzia gegen den illegalen Hanfanbau lag ein besonderer Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen. In Hennef entdeckte die Polizei eine Profi-Plantage mit mehr als 1000 Pflanzen. Sechs Großplantagen mit 100 bis 999 Pflanzen entdeckten die Fahnder in Solingen, Soest, Hückelhoven, Bochum, Siegen und Netphen. Kleinere Plantagen gab es unter anderem in Düsseldorf (5), Wuppertal (3), Leverkusen (2) Mönchengladbach, Burscheid und Köln.