Heino Ferch: Der Mann für Schicksalsstunden

Von Caesar bis zur Luftbrücke- der Schauspielerliebt TV-Ausflüge in die Geschichte. Als Stasi-Mann ist er morgen im „Wunder von Berlin“ zu sehen.

Berlin. 9. November 1989. Der deutsche Schicksalstag. Und Heino Ferch, damals Ensemble-Mitglied der Freien Volksbühne, hätte eigentlich in Berlin sein müssen. Doch gerade dieser 9. November war sein freier Tag, und er war auf der Bundesstraße von Bremen nach Hamburg unterwegs, als er plötzlich Autos rechts heranfahren sah und die Rufe hörte: "Die Mauer ist auf!" Noch heute beschert ihm die Erinnerung eine Gänsehaut: "Das waren Augenblicke unglaublicher Emotion!"

Jetzt, im Film "Das Wunder von Berlin", den das ZDF morgen zeigt, kommen die Erinnerungen zurück. Allerdings erlebt Heino Ferch den 9. November auf der anderen Seite. Denn hier spielt er einen strammen Parteigenossen und Stasi-Mann mit brav gescheiteltem Haar, schrecklicher Brille und schief sitzendem Anzug von der DDR-Stange. Diese Kostümierung, obgleich nicht eben sexy, hat ihn keine Überwindung gekostet. Im Gegenteil, sie hat ihm Spaß gemacht: "Das war ein richtiger Lustgewinn, mal so ganz anders zu sein."

Es ist nicht sein erster "Kostümfilm". In "Julius Caesar" hatte er sich in den grimmigen Gallier Vercingetorix verwandeln dürfen, im "Napoleon"-Vierteiler kam er in der Kluft des 19.Jahrhunderts daher. Aber das hier war doch etwas anderes: "Man unterliegt ja einer Kontrolle all derer, die diese Zeit noch vor Augen haben und jeden Fehler bemerken würden."

Auch er selbst hat die DDR-Zeit noch vor Augen. Schließlich hatte der gebürtige Bremerhavener zwanzig Jahre in Berlin gelebt, war immer wieder hinüber in den Ostteil gefahren, vor allem der dortigen Theater wegen. Da war er noch ganz der Bühnendarsteller gewesen, der erst später feststellte: "Der Film ist mein eigentliches Metier." Dennoch bereut er die klassische Schauspielausbildung nicht und schaut mit etwas Bedauern auf die jungen Kollegen von heute: "Wie die in irgendwelchen Soaps verheizt werden, ist schon ein Jammer."

Vor einem halben Jahr hat er Berlin verlassen, lebt nun mit Frau und Kind am Ammersee bei München und stellt mit Verwunderung fest, dass er, der Großstädter, durchaus auch Landmensch sein kann. Der Beruf führt ihn eh oft genug in die Hauptstadt zurück. Und sie bleibt für ihn "Deutschlands faszinierendste Stadt, wo deutsche Geschichte um jede Ecke guckt. Was hat die alles für Wandlungen überstanden".

Im Film hat er immer wieder dabei sein können, schon in seinem ersten großen Erfolgsfilm, den "Comedian Harmonists", der zurück ins Berlin der Zwanziger und frühen Nazi-Zeit führte, als Fluchthelfer beim "Tunnel", als forscher Ami-General in "Die Luftbrücke". Und jetzt also beim "Wunder von Berlin", wo er als gläubiger Sozialist erleben muss, wie sich der einzige Sohn ganz anders orientiert, in schrillem Punker-Putz herumläuft und den Vater schließlich anschreit: "Ich hasse dich!"

Vita Heino Ferch wurde am 18.August 1963 als Sohn eines Kapitäns geboren. Während seiner Jugend schaffte er es als Kunstturner bis in die 2. Liga. Später studierte Ferch Musik und Darstellende Kunst in Salzburg.

Privat Seit 2005 ist Ferch mit der Reiterin Marie-Jeanette Steinle verheiratet, die er 2002 kennenlernte.