Amok von Ansbach – der Einfluss der Medien

An der Schule läuft der Unterricht wieder. Experten diskutieren über die AuswirkungenderTat.

Ingolstadt. Fünf Tage nach dem Amoklauf eines Abiturienten am Gymnasium in Ansbach, bei der zehn Menschen verletzt worden waren, hat am Dienstag der Unterricht wieder begonnen.

Nahezu alle Schüler seien am Morgen in ihre Klassen gekommen, sagte eine Mitarbeiterin der Schule. Das Schulgebäude blieb auch am Dienstag für die Öffentlichkeit gesperrt. Polizisten schirmten die Mädchen und Jungen ab.

Der bayerische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Hermann Benker, sagte unterdessen: "Nach jedem Amoklauf gibt es ein fast gleichartiges Ritual. Erst Erschütterung und Empörung, dann Forderungen und hektischer Aktionismus. Dann geht man zum Alltag über. Bis zum nächsten Ereignis passiert gar nichts. Dabei weiß jeder, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich wieder eine Amoklage ereignet."

Das Thema und die Problematik dürften auch dann nicht in Vergessenheit geraten, wenn die Zeitungen nicht mehr jeden Tag über den Amoklauf berichten. Die Ursachen müssten besser erforscht werden, damit die Taten verhindert werden können.

Der Psychiatrie-Professor Armin Schmidtke von der Universität Würzburg sieht bei der Vorbeugung auch die Medien in der Pflicht. Durch umfangreiche Berichterstattung könnten sich mögliche Nachahmungstäter in ihrem Vorhaben bestätigt fühlen.

"Über die Hälfte der Amoktaten findet in einem Zeitraum von zehn Tagen nach einer anderen Amoktat statt", sagte er. "Es besteht die Gefahr, dass durch exzessive Medienberichterstattung ein Amok-Suizid-Klima erzeugt wird."

Die Medien müssten darauf achten, keine Anreize für eine solche Bluttat zu schaffen. Weil die meisten Amokläufer eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hätten, könne eine großangelegte Berichterstattung über die Tat selbst oder eine "inadäquate Trauerkultur" weitere Taten provozieren. "Die denken dann: Wenn schon der Bundespräsident kommt bei der Feier, dann mach’ ich das auch."