Analyse: Gibt es einen neuen Klimaschutz-Vertrag?

Am Montag startet in Posen eine UN-Konferenz. 180 Staaten müssen sich bis Ende 2009 einigen.

Posen. Nur noch ein Jahr haben mehr als 180 Staaten Zeit, ein neues Klimaschutz-Abkommen auszuhandeln. Bis Ende 2009 muss das Vertragswerk stehen, das das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ablösen soll.

Das Ziel: verbindliche und ehrgeizige Vereinbarungen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen. Bei der am Montag beginnenden UN-Klimakonferenz im polnischen Posen (1. bis 12. Dezember) müssten große Fortschritte erzielt werden, um dem Ziel näher zu kommen. Doch die Vorzeichen sind nicht gut.

"Die Lage ist heute schlechter als nach der letzten Weltklimakonferenz auf Bali Ende 2007", sagt Klimaexperte Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Er wird zusammen mit 14 Kollegen vom Institut nach Posen reisen und der Delegation der Bundesregierung beratend zur Seite stehen. "Dem eindeutigen Mandat von Bali für eine messbare Unterstützung der Entwicklungsländer durch Industriestaaten ist nichts gefolgt."

Ott hofft vor allem auf atmosphärische Verbesserungen. Die Industrienationen müssten ihre Arroganz gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern wie China und Indien ablegen. Gerade auf diese Staaten kommt es künftig beim Klimaschutz an.

Wahrscheinlich ist, dass sie Beschränkungen beim künftigen CO2-Ausstoß nur unter der Bedingung zustimmen werden, dass sie Klimaschutz-Technik und vor allem Know-How von den Industrienationen bekommen.

Chinesische Offizielle deuteten das vor kurzem an: Sie bekundeten zwar Interesse an der zurzeit von deutschen Stromkonzernen erforschten CO2-Abscheidung und -speicherung an Kohlekraftwerken, machten aber auch klar, dass sie später beim Einsatz der Technik im eigenen Land diese auch selbst bauen wollen.

Obwohl die Zeit mittlerweile drängt, darf man von der Posener Konferenz wohl keine großen Fortschritte erwarten. Die Delegation der USA ist noch immer eine Bush-Delegation, und daher wohl weiter als Bremsklotz unterwegs.

Zudem fürchten Beobachter als Folge der Weltwirtschaftskrise, dass viele Teilnehmer die Interessen ihrer Industrie über die Notwendigkeit des Klimaschutzes stellen. Nach den Rettungspaketen bleibt zudem weniger Geld für die Förderung von Klimaschutzprojekten.

Dass die Verhandlungen schwierig werden, daran hegt auch Hermann Ott keine Zweifel: "Diese Verhandlungen sind wahrscheinlich die komplexesten, die jemals geführt wurden. Kyoto war ein Klacks dagegen."