Krise in Thailand: Königstreue gegen Demokraten

Thailand: Blockaden sollen das Militär zum Putsch bewegen. Mit der Demokratie wäre dann vorerst Schluss.

Singapur. Die Demonstranten, die seit Monaten gegen die thailändische Regierung protestieren, werden immer dreister: Mit einer spektakulären Aktion nahmen sie - ungehindert von Polizei und Armee - den internationalen Flughafen von Bangkok ein. Bereits im August hatten sie den Regierungssitz überrannt, den sie seitdem besetzt halten.

All dies könne sich das Oppositionsbündnis nur dank einflussreicher Unterstützer erlauben, sind Politikwissenschaftler in Bangkok überzeugt. "Die PAD ist in einer Allianz mit dem Militär, der Justiz und der Oppositionspartei, und viele Leute glauben, dass der (Königs-)Palast sie unterstützt", sagt der Politikwissenschaftler Giles Ungphakorn.

Die politische Krise in Thailand hat ihre Wurzeln im Jahr 2001. Damals gewann der populistische Telekom-Milliardär Thaksin Shinawatra die Wahlen. Mit der Entfesselung der armen Massen, die ihm ihre Stimme gaben, spaltete er das Land wie nie jemand zuvor. Thaksin machte sich damit als erster Politiker in Thailand unabhängig von den einflussreichen Bangkoker Familien, die bis dahin die Strippen zogen.

Der Unternehmer zog deren Zorn durch die Besetzung von Schlüsselpositionen mit eigenen Leuten auf sich. Mit Unterstützung der Eliten entstand das Oppositionsbündnis PAD, das 2006 gegen Thaksin demonstrierte. Mit einem umstrittenen privaten Milliardengeschäft, für das er später in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde, hatte Thaksin ihnen selbst eine Vorlage für die Proteste geliefert. Das Militär zog 2006 die Notbremse, putschte und setzte Thaksin ab.

Ein Jahr später zeigte das Volk, was es von dem Coup hielt: Thaksin war zwar im Exil und seine Partei verboten, doch wählten die Thailänder Thaksins Weggefährten ins Amt, die sich in der Volksmachtspartei PPP organisiert hatten. Regierungschef Wongsawat ist Thaksins Schwager.

Die PAD formierte sich neu und ging wieder auf die Barrikaden. Nur hat sie bislang mit ihren Aktionen über Bangkok hinaus kaum Anhänger gefunden. Ein Sieg an der Wahlurne ist deshalb für die PAD unwahrscheinlich.

Chaos und Unregierbarkeit könnten die Armee auf den Plan rufen, ist deshalb ihr Kalkül. Unter einer Militärherrschaft könnte sie dafür kämpfen, die Demokratie, die Thaksin dem Land bescherte, wieder einzuschränken.

PAD-Demonstranten kleiden sich in die Königsfarbe gelb, um ihre Loyalität zu König Bhumibol zu demonstrieren. Als ein Demonstrant ums Leben kam, ging Königin Sirikit im Oktober demonstrativ zu dessen Beerdigung. Für viele Thailänder hieß das: das Königshaus sympathisiert mit den Demonstranten. Die monarchietreue Armee ist noch unentschlossen. Einen neuen Putsch hat sie ausgeschlossen - bislang.