Porträt: Das kleine Glück des großen Bao
Der Chinese ist 2,36 Meter groß, freut sich über seinen kleinen Sohn und lässt sich im Vergnügungspark bestaunen.
Zunhua. Bao Xishun lässt jeden Besucher aussehen wie einen Zwerg: Der 2,36 Meter-Mann sitzt zum Empfang seiner Gäste in einem riesigen Sessel, seine schwarze Jacke hat die Ausmaße eines Vorhangs.
Das Leben als größter Mensch der Welt ist nicht einfach, aber seit er im Oktober Vater geworden ist, geht es ihm gut: "Ich habe einen Sohn jetzt, so dass ich natürlich glücklich bin", sagt der 57-jährige Chinese im brummenden Bariton.
Der Ziegenhirte aus der Inneren Mongolei wurde im Jahr 2005 erstmals vom Guinness-Buch der Rekorde als größter Mensch der Welt anerkannt. Es folgten Auftritte in Europa, Asien und Südamerika.
Trotz seiner Berühmtheit ist Bao ein einfacher Mann geblieben, der gerne Basketballspiele im Fernsehen anschaut und für seinen Sohn Tianyou entsprechende Pläne macht: "Er soll Basketballspieler werden, wenn er groß ist." Bao selbst spielte beim chinesischen Militär, bis er aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste.
Über das Fernsehen suchte er vor zwei Jahren eine Frau, machte damit weltweit Schlagzeilen. Gefunden hat er seine Frau Xia aber in seiner Heimatstadt Chifeng; das Paar heiratete im März 2007.
Xia reicht ihm mit ihren 1,68 Metern gerade bis an den Ellbogen. Sohn Tianyou maß bei der Geburt mit 56 Zentimetern nur etwas mehr als der Durchschnitt. Seine Mutter war erleichtert: "Ich war froh, dass Tianyou eine normale Größe hatte. Für mich ist das in Ordnung, wenn er nur 1,80 oder 1,90 Meter groß wird." Auch Baos Eltern hatten eine normale Statur.
Als Chinese mongolischer Herkunft ist Bao von der Ein-Kind-Politik ausgenommen und könnte nach seinem Sohn noch ein Kind haben. Doch er sagt entschieden: "Eins reicht." Seine Frau ist sich da nicht so sicher: "Das entscheiden wir später."
Der sanfte Mann wirkt betrübt, wenn er über sein Leben als Riese sprechen soll. In einer konformistischen Gesellschaft wie China hat es keiner leicht, der aus dem Rahmen fällt.
Auf seine Privilegien würde er gerne verzichten, wenn er dafür durch eine Tür käme, ohne sich ducken zu müssen: "Natürlich wünsche ich mir manchmal, dass ich normal groß wäre. In Autos herumzufahren, in Hotels zu wohnen, in denen die Betten immer zu kurz sind, Schuhe in Größe 56 zu finden - das ist alles sehr lästig."
Im Jahr 2006 verlor Bao seinen Rekord an den Ukrainer Leonid Stadnyk, der angeblich 2,56 Meter misst. Doch Stadnyk wollte sich nicht medizinisch untersuchen lassen, daher bekam Bao seinen Titel zurück.
Die Größe habe auch Vorteile, scherzt der Mongole: "Wenn ich eine Glühbirne austauschen muss, strecke ich einfach meinen Arm aus und mache das." 2006 half Bao einem chinesischen Aquarium und holte mit seinen langen Armen Plastikmüll aus den Mägen von zwei Delphinen.
Zurzeit lebt Bao mit seiner Familie noch in einem winzigen Apartment in Zunhua etwa drei Stunden Autofahrt von Peking. Aber bald wird die Familie in ein neues Haus ziehen. Das wird Türen mit 2,40 Meter Durchgangshöhe und hoch aufragende Fenster haben.
Das Podest für Baos Bett ist 2,40 Meter lang, eine Toilette mit Rekordmaßen ist in Arbeit. "So hoch wird der Toilettensitz", sagt Bao und deutet einen Meter Höhe an. Gebaut wird das Haus in einem Vergnügungspark. Das Parkmanagement hofft, mit dem menschlichen Riesen als Attraktion mehr Touristen anzulocken.