Aufgeschlitzt wie eine Büchse

Der Fahrer des Unglückszuges hatte ein Riesenglück. Der Kran schlug neben seinem Sitz ein.

Wuppertal. Aufgeschlitzt wie eine Konservenbüchse steht der Schwebebahnzug in der Werkstatt der Wuppertaler Stadtwerke. Zehn Meter lang ist der Riss auf der Unterseite von Zug Nummer 11. "Das ist schon ein sehr umfangreicher Schaden", sagt Werkstattleiter Harald Sonntag. Technisch gesehen sei die Aufarbeitung des Wagens machbar, allerdings mit hohem Aufwand. "Der hohe Preis für Aluminium und die langen Lieferzeiten für Reparaturmaterial machen es zusätzlich schwierig."

Nach dem Schwebebahn-Unfall am Dienstag hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal die Ermittlungen gegen den Kranwagen-Fahrer aufgenommen. Der 46- Jährige soll den auf einem Lastwagen montierten Kranausleger trotz Verbots im Fahrbereich der Schwebebahn ausgefahren haben, um Baumaterial abzuladen.

Dabei warnen unmittelbar am Unfallort Verbotsschilder vor dem Einsatz von Kränen und Hebebühnen unter dem eisernen Fahrstrang. Bei der Kollision war der Mann aus Velbert von der Ladefläche gestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen. Der Fahrer des Schwebebahn-Zuges hatte einen Schock erlitten.

"Ob ich nun Angst habe, noch mit dieser Bahn zu fahren? Nein! Für mich bleibt die Wuppertaler Schwebebahn das sicherste Verkehrsmittel der Welt!"

Wolfgang Schmale aus Wuppertal

Bei den Stadtwerken ist jeder froh, dass den 32 Passagieren nichts passiert ist. Vor allem der Fahrer habe Glück gehabt: Der Kran schlug auf Höhe seines Sitzes ein. Die Abrundung an der Außenseite und der Glasfaser-Rahmen haben dafür gesorgt, dass der Kran nicht direkt durch den Boden stieß. "Dort besteht der Boden nur aus Stabilisierungs-Elementen und Blechverkleidung", so Sonntag.

Am Ende des ersten Wagenabschnitts trat der Kran wieder aus, weil er auf das Mittelstück prallte und somit wieder auf einen stabileren Träger. Zuletzt schlug der Kran von außen gegen den Zug.

Für ein Mitverschulden des Fahrers der Schwebebahn gibt es laut Staatsanwaltschaft bislang keinen Hinweis. Es werde aber noch geprüft, ob er möglicherweise zu spät gebremst habe. Eine Chance, den 40 Tonnen-Zug auf der leicht abschüssigen Strecke rechtzeitig zu bremsen, hatte der Fahrer nach Zeugenaussagen nicht.

Erst kurz vor dem Zusammenstoß sei der Kran-Ausleger noch einmal nach oben gefahren. "Der Zug hätte aber auf keinen Fall herunterfallen können", erklärt WerkstattSchlosser Andreas Wortmann. Ein weiterer Schutz sei eine Pendelbegrenzung, die dafür sorgt, dass die Bahn nicht stark in Schieflage gerät.

Der Betrieb der berühmten Schwebebahn war am Dienstagabend auf der gesamten Länge von 13,3 Kilometern für fast vier Stunden unterbrochen. Tausende Fahrgäste mussten auf Busse umsteigen.