Baltasar Garzón: Der Gejagte
Baltasar Garzón ist Spaniens berühmtester Jurist. Mit seinen Untersuchungen gegen ehemalige Militärherrscher in Lateinamerika hatte er sich einen Namen als „Tyrannen-Jäger“ gemacht und war sogar für den Friedensnobelpreis nominiert.
Ab Dienstag sitzt der 56-Jährige selbst auf der Anklagebank: Er hatte es vor drei Jahren gewagt, Ermittlungen wegen der Verbrechen der Franco-Diktatur einzuleiten. Die Anklage legt ihm zur Last, das Amnestie-Gesetz für die Verantwortlichen des Regimes von 1977 missachtet und bewusst seine Befugnisse überschritten zu haben. In dem Verfahren, das am dienstag vor dem Obersten Gerichtshof in Madrid eröffnet wird, droht dem Juristen ein lebenslanges Berufsverbot.
Garzón, der seit Jahren mit Todesdrohungen und Leibwächtern lebt, fühlt sich einer „Hetzjagd“ ausgesetzt. Der frühere Untersuchungsrichter ist seit zwei Jahren vom Dienst suspendiert. Doch er sagt: „Ich werde nicht aufgeben.“ Inzwischen arbeitet er am Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Und er versichert: „Ich werde weiterhin jene anklagen, von denen ich glaube, dass sie angeklagt werden müssen“ — notfalls auch vom ausländischen Exil aus. ze/dpa