Bombe in Magdeburger Innenstadt entschärft
Magdeburg (dpa) - Erst Aufregung, dann gespenstische Ruhe und am Ende Entwarnung: In der Magdeburger Innenstadt ist am Donnerstagabend eine Fünf-Zentner-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden.
Binnen 55 Minuten gelang es Mitarbeitern des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, die zwei Zünder der Bombe zu entfernen, wie die Polizei mitteilte. Gegen 21.15 Uhr wurden alle Absperrungen aufgehoben. Eine der größten Evakuierungsaktionen der Stadtgeschichte wurde damit beendet. Rund 17 000 Menschen waren aufgerufen, ihre Wohnungen, Geschäfte und Büros zu verlassen. Ab 16.00 Uhr sollte im Umkreis von 800 Metern um die Fundstelle am Damaschkeplatz unweit des Hauptbahnhofs alles geräumt sein.
Die meisten seien der Aufforderung freiwillig nachgekommen, sagte ein Polizeisprecher. Man sei auf viel Einsicht gestoßen. Erfahrungsgemäß seien die meisten Menschen bei Verwandten und Bekannten untergekommen. Von einer Notunterkunft machten nur wenige Magdeburger Gebrauch. In einer Sporthalle suchten nach Angaben der Stadt bis 19.00 Uhr knapp 50 Menschen Unterschlupf. Zudem seien rund 300 Patienten der Universitätsfrauenklinik und aus drei Altenpflegeheimen in andere Unterkünfte gebracht worden. Sie sollen am Freitag zurückkehren.
Hunderte Polizisten und Einsatzkräfte hatten bis in den Abend hinein kontrolliert, ob sich tatsächlich alle an die Anordnung gehalten haben, die Gegend zu räumen. Sie klingelten und klopften an den Häusern und sprachen Passanten an. Auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera suchte nach Menschen, die sich noch in der Sicherheitszone aufhalten. Zufahrtsstraßen wurden abgesperrt, der Hauptbahnhof geschlossen, es fuhren keine Züge mehr. Ein großes Einkaufszentrum samt Kino machte dicht, ebenso ein großes Hotel. Straßenbahnen und Busse wurden umgeleitet. Noch am Donnerstagabend lief der Zugverkehr am Hauptbahnhof aber wieder an. Mit Folgeverzögerungen sei noch zu rechnen, teilte die Deutsche Bahn mit.
Die amerikanische Fliegerbombe war schon am Mittwoch von Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes bei der Erkundung des Erdreichs entdeckt worden. In der Nähe soll der City-Tunnel gebaut werden. Große Teile der Magdeburger Innenstadt waren im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört worden.
Besonders aufwendig war die Räumung der Universitätsfrauenklinik. Patienten wurden auch per Hubschrauber in andere Kliniken verlegt, wie die Klinikleitung mitteilte. Frühgeborene und andere, nur wenige Wochen alte Babys mussten in Inkubatoren in andere Krankenhäuser gebracht werden.