Box-Legende Muhammed Ali: Sein Charisma verzaubert die Welt
Muhammad Ali feiert heute, schwer gezeichnet von der Parkinson-Krankheit, in Louisville seinen 70. Geburtstag.
Düsseldorf/Louisville. Er weiß, dass er dieses Duell verlieren wird. Chancenlos. Der stählerne Körper von einst ist gebeugt, der Gang schlurfend, die zittrigen Arme gestützt von Frau und Tochter, die Stimme kaum mehr vernehmbar. Muhammad Ali kämpft in der letzten Runde seines Lebens, der größte Boxer aller Zeiten feiert am Dienstag in Louisville seinen 70. Geburtstag, gefangen von der Parkinson-Krankheit. Seine Größe, seine Strahlkraft, sein Charisma, es bleibt eine wunderbare Erinnerung, er ist eines der wenigen globalen Idole unserer Zeit.
Cassius Marcellus Clay alias Muhammad Ali ließ uns und unsere sportbegeisterten Väter zu nachtschlafender Zeit aufstehen. Unvergessen auch sein Auftritt bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, als Muhammad Ali, auch damals schon gezeichnet von seiner Krankheit, das Olympische Feuer entzündete. Und jeder im Stadion von Atlanta mit den Tränen kämpfte. Als er nach dem Kampf gegen Sonny Liston 1964 in die Mikrofone brüllte: „I am the Greatest“ (Ich bin der Größte), dachten viele: Was für ein Spinner. Was für ein fundamentaler Irrtum.
Mit dem zum Islam übergetretenen Muhammad Ali wurde das Boxen schön, er bewegte sich im Ring schneller als jeder andere Schwergewichtsboxer, seine Schläge waren nicht härter als die seiner Gegner, aber sie waren schneller. Seiner Beinarbeit gab er den Namen „Ali-Shuffle“, seine außergewöhnlichen Reflexe erlaubten ihm einen eigenen Kampfstil, er blockte die Schläge seiner Kontrahenten nicht ab, er wich ihnen in tänzerischer Leichtigkeit aus. „Fly like a butterfly, sting like a bee“ (Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene), der Satz und der Stil Alis sind Legende.
Muhammad Ali hat Unrecht gegeißelt, Machthaber attackiert, Rassismus und Vietnam-Krieg gebrandmarkt. Der einstige dreimalige Weltmeister ist ein Mythos. 1960 in Rom gewann er Olympisches Gold, die Medaille landete im Ohio River, weil ihm in einem Restaurant wegen seiner Hautfarbe die Bedienung verweigert worden war. 1996 in Atlanta erhielt er eine neue Goldmedaille, spätestens da schlossen ihn auch jene gerührt ins Herz, die ihn einst ablehnten. Schriftsteller Norman Mailer widmete ihm Hymnen.
Wegen Kriegsdienstverweigerung wurde Ali 1967 für drei Jahre gesperrt, als er 1970 zurückkam, war er nicht mehr schnell und leichtfüßig. Doch seine Kämpfe blieben spektakulär. In Erinnerung geblieben sind die Duelle gegen seinen im November gestorbenen Rivalen Joe Frazier. Am 8. März 1971 kassierte Ali am in New York die erste Niederlage seiner Karriere.
Das dritte Duell ist Box-Geschichte. Im „Thriller von Manila“ lieferten sich Ali und Frazier am 1. Oktober 1975 bei tropischer Gluthitze einen gnadenlosen Schlagabtausch über 14 Runden, ehe Frazier auf Order seines Trainers Eddie Futsch aufgab. „Wir kamen als junge Champions nach Manila und gingen als alte Männer“, gestand er später. Seine Krankheit bezeichnet der neunfache Vater, zum vierten Mal verheiratet, als „einen Test Gottes“. Das Credo von Ali, dem Größten aller Zeiten: „Du wirst eines Tages sterben. Also sei bereit, in den Himmel zu gehen und ewig glücklich zu leben.“