Boxcamp: „Mit Zwang geht hier gar nichts“
Ein Ex-Junkie und Ex-Schläger führt in Hessen ein Lager, das Jugendliche resozialisieren soll.
Diemelstadt. Lothar Kannenberg fühlt sich missverstanden. Die Debatte über den Umgang mit kriminellen Jugendlichen hat sein "Boxcamp" in Diemelstadt-Rhoden im hessischen Norden plötzlich ins öffentliche Interesse gebracht. Und die Vergleiche zu Drill und Erniedrigung in verschiedenen Umerziehungs-Camps in den USA mag Kannenberg überhaupt nicht.
"Mit Zwang geht hier gar nichts", sagt der Chef der Einrichtung, in der ständig 20 Jugendliche untergebracht sind, die genau in das Raster der sozial auffälligen Vielfachtäter passen. Die meisten der 14- bis 18-Jährigen waren vor die Wahl gestellt: Jugendstrafe - oder sechs Monate Durchhalten im bundesweit einmaligen "Boxcamp" des Ex-Boxers, Ex-Junkies und Ex-Alkoholikers, der für seine Arbeit inzwischen die Bundesverdienstmedaille bekommen hat.
"Wir schaffen es", lautet die Parole im Camp. Stärke soll benutzt werden, um andere aufzubauen, nicht zu unterdrücken. Früher oder später, so der Ansatz, lasse jeder seine Maske fallen, die ihn auf den Gewaltweg gebracht hat. "Eine dauerhafte Veränderung kann nur ohne Druck erfolgen", lautet ein anderer Leitsatz.