Britta Heidemann: Selbstbewusst zum dritten Titel
Die Degenfechterin Britta Heidemann pariert Fehlschläge locker: „Ich kann mich nur selbst besiegen.“
Plowdiw/Düsseldorf. Die Fechtwelt verneigt sich erneut vor Britta Heidemann. Cool bis in die Klingenspitze, auf der Planche souverän bis zum Letzten - so schloss die 26-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen im bulgarischen Plowdiw mit dem 15:8 gegen die Russin Anna Siwkowa einen außergewöhnlichen Kreis persönlicher Erfolge. "Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Europameisterin hintereinander, das ist unglaublich. Das ist im Damendegen bisher noch nie vorgekommen, das eine Fechterin zur gleichen Zeit alle Titel hat", sagte sie nach ihrem ersten Einzel-Gold bei einem Europa-Championat.
Dabei wackelte Peking- Gewinnerin Heidemann nicht nur einmal mächtig, ehe sie ihren Jubel herausschreien durfte. Drei Mal lag in den Vorrundenkämpfen jeweils nur ein Treffer zwischen der Deutschen und ihren Kontrahentinnen. "Wenn man drei enge Gefechte für sich entscheiden kann, beweist man nicht zuletzt sich selbst, dass man an diesem Tag einfach die nötige mentale Stärke besitzt, um das Turnier zu gewinnen", sagte Heidemann selbstbewusst und gönnte sich nach dem Abendessen ein Glas Erfolgssekt. Nun strebt sie noch den Titel mit der Mannschaft an.
Die mentale Stärke hält sich bei der Fechterin erfreulich konstant. Bei den Olympischen Spielen in Peking hatte sie lange vor der Eröffnungsfeier im Blickpunkt gestanden, weil sie das Land kennt und die Sprache fließend spricht. Und aus ihren Erfahrungen heraus hatte sie anders als die meisten anderen auch immer um Verständnis für China geworben. Nachdem sie die Goldmedaille gewonnen hatte, wollten wieder alle mit ihr reden - Britta Heinemann erledigte das locker, auch den Auftritt im chinesischen Fernsehen.
Ihr Wahlspruch aus dem Sport passt auch auf ihr Leben nach dem Olympiasieg: "Ich kann mich immer nur selbst besiegen. Es ist der eigene Kopf, der Gefechte entscheidet." Sie verbindet Durchsetzungskraft mit lässigem Charme und wurde so zu einer Vorzeigefrau des deutschen Sports. In Deutschland absolvierte sie die Talkshow-Tour, saß auch gut gelaunt mit Thomas Gottschalk auf dem "Wetten, dass?"-Sofa. In Köln fuhr sie Kamelle werfend beim Rosenmontagszug mit. Im Mai reiste Heidemann mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach China, neben Ex-Torhüter Oliver Kahn war sie das bekanntestes sportliche Aushängeschild im Reich der Mitte.
Der Sieg in Peking hat der Frau mit dem Sinologie-Studium auch beruflich neue Türe geöffnet. Und der EM-Titel aus Plowdiw dürfte dazu beitragen, ihren Marktwert weiter zu steigern. Einige große Unternehmen hatten sie bisher schon als Motivations-Vorbild für Mitarbeiter engagiert: "Ich halte Vorträge und Seminare über mentale Stärke in der Arbeitswelt, wobei ich nur manchmal ein bisschen vorfechte."
Bei Britta Heidemann selbst kann man kaum unterscheiden, ob ihr die vorhandene mentale Stärke mehr beim Fechten hilft oder der sportliche Erfolg die mentalen Stärke im täglichen Leben ausmacht.