Chemie-Nobelpreis für das grüne Leuchten
Eine Qualle inspirierte US-Forscher. Ihr Protein wird in der Krebsforschung genutzt.
Stockholm. Der Nobelpreis für Chemie ehrt drei US-Forscher, die aus einer leuchtenden Meeresqualle eines der wichtigsten Werkzeuge der Biologie gewonnen haben. Die Bedeutung der Arbeiten von Osamu Shimomura (80), Martin Chalfie (61) und Roger Tsien (56) seien vergleichbar mit der Erfindung des Mikroskops, erklärte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch.
Das grünlich fluoreszierende Protein (GFP) kann einzelne Zellen und ihren Weg durch den Körper sichtbar machen. Die ungiftige Leuchtmarkierung ist inzwischen ein Standardwerkzeug der Biologie und wird etwa in der Krebsforschung eingesetzt.
Shimomura (Foto links) vom Meeresbiologie-Labor in Woods Hole (US-Bundesstaat Massachusetts) hatte GFP als Erster in den 60er Jahren aus der Qualle Aequorea victoria isoliert - seine Familie musste die Tiere im Urlaub immer zu Tausenden sammeln.
Martin Chalfie von der Columbia-Universität in New York gelang es 30 Jahre später, die Erbsubstanz des Proteins in andere Organismen zu übertragen und damit ebenfalls zu färben. Roger Tsien von der Universität von Kalifornien in San Diego schließlich schuf die ersten der vielen Varianten von GFP.
Dessen Erbsubstanz lässt sich an viele andere sonst unsichtbare Proteine anfügen wie das Namensschild an einen Koffer. Bei der Bestrahlung mit passendem Licht leuchten unter dem Mikroskop der Zellkern, das Zellskelett oder andere Bestandteile auf. So können Aidsviren und Krebszellen zum Leuchten gebracht werden. Am Tumorwachstum lässt sich quasi live verfolgen, ob ein Medikament anschlägt.