Harald Schmidt wirkt showmüde

Der Chefkomiker der ARD sitzt ab Donnerstag wieder neben Oliver Pocher. Spaß scheint ihm das nicht zu machen.

Köln. Unter Werbe-Gesichtspunkten ist das ein Volltreffer: Pünktlich zum Start der zweiten Staffel von "Schmidt & Pocher" brodelt die Gerüchteküche um den Chefzyniker des deutschen Fernsehens: Plant der 51-Jährige, der sich gerade hochkomfortable vier Monate Ferien von seiner Show gegönnt hat, für 2009 seinen Abschied als Late-Night-Talker, um sich ganz seinen diversen anderen Projekten zu widmen?

Schmidts 30-jähriger Mit-Moderator Oliver Pocher ließ gerade in einem Interview durchblicken, er wisse noch nicht, ob es eine dritte gemeinsam moderierte Staffel der im Oktober 2007 gestarteten Show "Schmidt & Pocher" geben werde.

Eine offizielle Bestätigung der Rücktrittsgerüchte des früheren "Dirty Harry" gibt es nicht. Offiziell heißt es bei der ARD lediglich: "Im November wird über eine Vertragsverlängerung verhandelt", so ihr Sprecher Burchard Röver.

"Ich höre aber viele Stimmen von außen, die sagen, dass an Schmidts Show-Müdigkeit wohl was dran ist", erklärte unlängst Schmidts langjähriger Redaktionsleiter Manuel Andrack. Dies sei auch einer der Gründe dafür gewesen, warum er den Job zum Start der neuen Saison an den Nagel gehängt hat.

Vor einem eventuellen Abschied muss Schmidt, der sich zuletzt mal wieder mit Vollbart und weißgrauem Wallehaar in der Öffentlichkeit zeigte, allerdings noch seinen Vertrag erfüllen. Dieser läuft bis zum 31. Mai 2009 und sichert der ARD noch 19 Ausgaben der Show.

Das Vergnügen des Publikums daran hielt sich vor der Sommerpause in Grenzen. Die Show, die sich "satirischer Wochenrückblick" nennt, ist längst nicht mehr so scharf und schräg wie zu Schmidts Zeit bei Sat.1.

Der Altmeister witzelte zuletzt gerne auf Kosten von Oliver Pocher, nannte ihn nach dessen missglücktem Interview mit der Skandalrapperin "Lady Bitch Ray" eine "kleine, miese Type" und wirkte selbst oft uninspiriert - obwohl er nur einmal in der Woche eine Stunde gediegene Ironie verströmen soll.

Seine Kreativität lebt Schmidt, der zuletzt seinen Posten als Geschäftsführer der Firma "Kogel & Schmidt" aufgegeben hat, offenbar anderweitig aus: Am 25. Oktober feiert am Stuttgarter Staatstheater das Hamlet-Musical "Der Prinz von Dänemark" Premiere, das Schmidt konzipiert hat und in dem er den Geist von Hamlets Vater und weitere Rollen spielt.

Am 27. November moderiert er zum dritten Mal die Bambi-Verleihung. Zum Jahreswechsel ist er zum zweiten Mal in der ZDF-Reihe "Traumschiff" zu sehen.

Außerdem übernahm er die Schirmherrschaft über die Deutsche Depressionshilfe ("Nein, ich bin nicht selbst betroffen") und spielte neulich einen Tag lang Chefredakteur beim Radiosender NDR Info.

Was auch immer im kommenden Jahr mit der Show "Schmidt & Pocher" passiert, ein kompletter Rückzug in den vorgezogenen Ruhestand scheint nicht in Sicht. "Ich habe auch gemerkt, dass Aussteigen dann doch nicht mein Fall ist", hatte er schon nach seinem Sabbatjahr 2004 konstatiert.

Und die ARD ist weiterhin so vernarrt in ihren Hauskobold, dass sie ihm jeden Auftrittswunsch erfüllt.

ARD, 22.45 Uhr: "Schmidt & Pocher"; Gast: Thomas Gottschalk