Frühere Meistertrainer Christoph Daum will auch den Krebs besiegen: „Ich bin ein Kämpfer“
Der frühere Meistertrainer Christoph Daum hat Krebs. Wie der 68-Jährige damit umgeht.
Christoph Daum braucht für den schwersten Kampf seines Lebens alle seine Kräfte. „Ich bekomme seit einigen Wochen unter anderem eine Chemotherapie, die Gott sei Dank anschlägt“, sagte der langjährige Bundesliga-Trainer, nachdem er am Freitag seine Krebs-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, der Deutschen Presse-Agentur: „Natürlich zehrt das an meinen Kräften, aber es geht mir gut. Und ich bin und bleibe optimistisch, dass es mir bald noch besser gehen wird.“
Bei Instagram schrieb der frühere Meistertrainer des VfB Stuttgart zuvor an seine Fans, dass er sich leider „aus der Öffentlichkeit zurückziehen“ musste, „da ich im Rahmen einer routinemäßigen Untersuchung eine Krebsdiagnose erhalten habe.“ Der 68-Jährige befinde sich in Köln in Behandlung „in den besten Händen“, die begonnene Therapie schlage „sehr gut“ an. Welche Art von Krebs genau festgestellt wurde, behielt Daum für sich.
„Ihr kennt mich: Ich bin ein Kämpfer und werde auch diese Herausforderung optimistisch und mit all meiner Kraft angehen“, schrieb Daum. Er bat darum, „zu respektieren, dass ich jetzt Privatsphäre brauche, um so schnell wie möglich wieder gesund zu werden“. Daum, der auch Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und den 1. FC Köln betreut hatte, schickte zudem einen Rat an seine Follower: „Geht rechtzeitig zur Krebsvorsorge!“
Die Genesungswünsche ließen nicht lange auf sich warten. „Gute Besserung Coach! Du schaffst es“, schrieb Ex-Weltmeister Thomas Häßler, der unter Daum in Köln spielte. „Viel Kraft!“, wünschte Bayer Leverkusen, „Gute Besserung“ der VfB Stuttgart, mit dem Daum 1992 die Meisterschaft gewonnen hatte. „Wir kennen dich als Optimist, der jede noch so schwere Aufgabe positiv und mutig angegangen ist. Werde schnell wieder fit, Trainer“, kommentierte der 1. FC Köln.
Viele Fans aus der Türkei schickten Daum zudem in den sozialen Netzwerken emotionale Genesungswünsche. In dem Land hatte er die Top-Clubs Besiktas und Fenerbahce Istanbul betreut und jeweils zur Meisterschaft geführt. Der charismatische Fußball-Lehrer wünschte sich im dpa-Gespräch selbst zunächst „vor allem eines: Ruhe.“
In Deutschland genoss Daum höchstes Ansehen als Trainer, bis im Jahr 2000 nachgewiesener Kokain-Konsum dazu geführt hatte, dass der damalige Chefcoach von Bayer Leverkusen seine bereits mit dem DFB vereinbarte Arbeit als Bundestrainer 2001 nicht antreten konnte. Den bekanntesten Satz seiner Laufbahn wurde Daum im Zuge dieser Affäre nie wieder los.
Auch zwei Jahrzehnte nach dem Koks-Vorfall, der ihn damals seinen Lebenstraum Bundestrainer gekostet hatte, wurde Daum regelmäßig gefragt, ob er „ein absolut reines Gewissen habe“. Mit genau diesen Worten hatte er in den aufgeheizten Tagen im Oktober 2000 erklärt, warum er auf die Gerüchte um seinen Kokainkonsum einen Haartest folgen ließ. Wenige Tage später war Daum als Heilsbringer des deutschen Fußballs Geschichte, es folgte eine Hauruck-Flucht nach Florida und ein beispielloser Fall eines Erfolgstrainers.
Danach kamen sportlich erfolgreiche Abenteuer in der Türkei und in Österreich, dubiose Verhandlungen in der Ukraine, eine Rückkehr in die Bundesliga und später Offerten von Mini-Staaten wie den Malediven. Von Branchenkollegen wurde er als „wahrer Anführer“ (Matthias Sammer), „extremer Menschenfänger“ (Julian Nagelsmann) oder „der wichtigste Trainer für mich“ (Michael Ballack) bezeichnet.
Noch vor zwei Jahren sagte der Coach, dass er auch im Rentenalter gern als Coach zu einer EM oder WM fahren würde, denn das war ihm nie gelungen. In seiner jetzigen Situation spielt das kaum eine Rolle, Daum will vor allem wieder richtig gesund werden.