Conchita Wurst: Ein Mann geht ihren Weg
Der Künstler aus Österreich erklärt sich zum Botschafter für mehr Toleranz.
Wien. „Conchita“ steht für „heiße Latina“, „Wurst“ ist ein anderes Wort für „egal“. „Es ist mir Wurst“ — egal, ob jemand schwul ist oder als Mann Frauenkleider trägt oder sonst wie aussieht, das ist das Credo der Kunstfigur Conchita Wurst aus Österreich, hinter der Tom (eigentlich Thomas) Neuwirth steckt.
Ein enges Kleid, eine Echthaarperücke und vor allem ein provozierender Bart sind sein — also ihr — Markenzeichen („Da wird ein wenig mit schwarzem Lidschatten nachgeholfen“). Conchita ist eine grazile und glamouröse Erscheinung, die mit ihren langen Haaren und dem Bart an manche Jesus-Darstellung erinnert.
Das Eurovision-Team aus Wien sah sich rund um den Song Contest vielen schwulenfeindlichen Angriffen in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Zu kritischen Stimmen aus ihrer Heimat sagt Conchita selbstbewusst: „Ich mache Österreich nicht lächerlich.“ Von Anfang an hat sich der Transvestit in der Botschafter-Rolle gesehen. „Meine Mission ist erreicht, wenn wir nicht mehr darüber diskutieren müssen, wen wir lieben dürfen.“
Tom Neuwirth, der am 6. November 1988 in Gmunden (Oberösterreich) geboren wurde und im 3000-Seelen-Ort Bad Mitterndorf in der Steiermark aufwuchs, hat schon in der Schule nach eigenen Worten Hänseleien ertragen müssen. „Seitdem ich zwölf bin, ahnte ich, dass ich wohl auf Jungs stehe.“
2012 wurde Wurst Zweite beim österreichischen Song-Contest-Vorentscheid. Ein Jahr später trat sie in der RTL-Doku-Soap „Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika“ auf. Im selben Jahr entschied der ORF, Conchita solle die Alpenrepublik in Kopenhagen vertreten. Und nun? Ihre Träume sind recht konventionell, zum Beispiel eine Eigentumswohnung in Wien. Aber eines Tages soll es der amerikanische Musikpreis Grammy sein.