Eurovision-Song-Contest-Sieg für Conchita Wurst: Ein Triumph der Toleranz
Eine Kunstfigur gewinnt in Dänemark für Österreich. Elaiza landen abgeschlagen auf Rang 18.
Kopenhagen. Eurovision-Song-Contest-Sieg für Conchita Wurst: Mit einer pompösen Popballade hat die glamourös-grazile Vollbart-Drag-Queen für Österreich beim Eurovision Song Contest triumphiert. Ihr Lied „Rise Like A Phoenix“ (Wie Phönix aus der Asche auferstehen) erinnert an einen James-Bond-Song. Es ist erst der zweite Sieg der Alpenrepublik. Zuletzt gewann Udo Jürgens 1966 mit „Merci Chérie“. Der heute 79-Jährige lobte Wurst. Der Sieg sei „ein wichtiges Signal an die Welt“.
Deutschland landete in Kopenhagen in der Nacht zu Sonntag mit dem Polka-Poplied „Is It Right“ der Newcomerband Elaiza abgeschlagen auf Rang 18 von 26 Finalteilnehmern.
„Diese Nacht widme ich allen, die an Frieden und Freiheit glauben. Wir sind eine Einheit“, schluchzte Wurst, im figurbetonten, bodenlangen, goldfarbenen Abendkleid. „Ich habe hier so viel mehr bekommen als nur eine Trophäe.“ Ihr Auftritt war eine Gänsehaut-Show voller Dramatik mit Lichtstrahlen und Flammenmeer-Optik. Österreichs Rundfunkanstalt ORF hatte Wurst alias Tom Neuwirth (25) ohne Vorentscheid nach Dänemark geschickt.
Conchita Wurst auf die Frage, was sie Wladimir Putin gern sagen würde
Zu seinem 60. Jubiläum im kommenden Jahr wird der ESC somit wahrscheinlich in Wien ausgetragen. Gleich nach der Show regte Wursts Agent René Berto an, dass die Drag-Queen (Männer, die künstlerisch eine Frau darstellen) dann den ESC moderieren könnte.
Viele deuteten den Wurst-Sieg als Zeichen gegen Ausgrenzung. Die Politik blieb auch beim Thema Ukraine-Konflikt nicht außen vor. Russland wurde beim Auftritt der 17-jährigen Tolmatschewy Sisters und bei der Punktevergabe gnadenlos ausgebuht.
Österreich lag am Ende mit 290 Punkten vor den Niederlanden (238) — deren Vertreter „The Common Linnets“ mit einer guten Country-Nummer überraschten. Ärger gab es in sozialen Netzwerken über die wenig transparente Punktvergabe. Die Platzierung setzt sich zur Hälfte aus SMS und Anrufen der Zuschauer zusammen, zur anderen aus dem Jury-Votum. Die deutschen Zuschauer sahen Conchita Wurst etwa auf Platz eins, die Jury nur auf Platz elf. Viele deutsche Prominente waren auch für Österreich. Hape Kerkeling etwa schrieb „Heute sind wir alle Österreicher“ bei Facebook.
Die russische Politik reagierte dagegen mit scharfen Attacken. Das Ergebnis zeige „Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet — ein Mädchen mit Bart“, schrieb Vizeregierungschef Dmitri Rogosin am Sonntag auf Twitter. Der nationalistische Abgeordnete Wladimir Schirinowski sagte Europa gar den Untergang voraus. „Da unten gibt es keine Frauen und Männer mehr, sondern stattdessen ein Es.“ Auf die Frage, was sie Russlands Präsident Wladimir Putin gern sagen würde, sagte Wurst: „Ich weiß nicht, ob er zuguckt. Aber falls ja, sage ich ganz klar: Wir sind unaufhaltbar.“
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