Contergan-Opfer seit vier Tagen im Hungerstreik
Auch die 79-jährige Mutter eines Geschädigten hungert für eine höhere Entschädigung.
Bergisch Gladbach. Mit einem Hungerstreik fordern vier Conterganopfer und eine Angehörige erheblich verbesserte Entschädigungen. Von der Bundesregierung verlangen sie die Verdreifachung der Entschädigungszahlung auf 3270 Euro monatlich und von der Aachener Hersteller-Firma Grünenthal eine Million Euro pro Betroffenem.
"Der Hungerstreik ist für uns die letzte Chance, und das ziehen wir durch bis zur letzten Konsequenz", sagte Stephan Nuding (47) am Montag in Bergisch Gladbach. Mit ihm befindet sich auch seine Mutter (79) schon den vierten Tag im Hungerstreik.
Viele Contergan-Opfer benötigten schon jetzt rund um die Uhr Hilfe und müssten im Alter mit sehr geringen Renten rechnen. Ihnen drohe die Altersarmut, sagte Nuding, der selbst unter starken Einschränkungen an Händen und Armen, Schädigungen an der Wirbelsäule und an einem Bein leidet.
Die Teilnehmer des Hungerstreiks hätten alle Bundestagsfraktionen und das Familienministerium über die Aktion in einem evangelischen Gemeindezentrum informiert. Die Forderungen deckten sich mit denen der Internationalen Contergan und Thalidomid Allianz (ICTA) und seien auch Grünenthal bekannt, sagte Nuding.
Der Hersteller des Schlafmittels, das Aachener Unternehmen Grünenthal, lehnte ein Gespräch mit den Hungerstreikenden ab. "Wir werden nicht in ein Gespräch gehen, das auf Druck zustande kommen soll", sagte Unternehmenssprecherin Annette Fusenig.
In ihrer schriftlichen Stellungnahme ging die Bundesregierung bisher nicht auf den Hungerstreik ein. Das zuständige Familienministerium betonte die erreichten Verbesserungen. Die Renten seien in diesem Jahr verdoppelt worden und Grünenthal habe freiwillig 50 Millionen Euro zugesagt.
Es seien weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation der Contergangeschädigten geplant. Verhandlungspartner auf der Opferseite sei der Bundesverband Contergangeschädigter.