Oswalt Kolle: „Ich bin ein zorniger Alter“

Aufklärungs-Papst Oswalt Kolle über den „Sexreport 2008“ auf ProSieben, Pornografie im Internet, Alterssexualität und die neuen Irrtümer der Jugend.

Düsseldorf. Die Deutschen haben bis zum 40. Lebensjahr im Schnitt 18,6 verschiedene Geschlechtspartner, hat ProSieben herausgefunden. Und nicht nur das: Mehr als 200 Fragen hat der Sender zusammen mit Sexualforschern bei einer Umfrage gestellt, gut 50.000 Menschen antworteten.

In der fünfteiligen Reihe "Sexreport 2008" (ab Samstag, 22.10 Uhr) werden Ergebnisse präsentiert. Als Beleg für den gewandelten Umgang mit Sexualität sind Ausschnitte aus den Filmen von Oswalt Kolle enthalten, der zudem als Experte zu Wort kommt.

Kolle: Die Menschen sind besser informiert, entwickeln mehr Phantasie und können entspannter über Sexualität reden. Allerdings entsteht bei vielen Paaren eine große Schweigeblase, und dann wundern sie sich, dass es langweilig wird. Die Paare müssen miteinander reden und gemeinsam über die eigenen Grenzen gehen.

Kolle: Ich sage den Zuschauern: Ich habe vor 40 Jahren eure Eltern aufgeklärt, jetzt seid ihr dran. Junge Leute haben nach wie vor nicht begriffen: Liebe kann man nicht lernen, Sexualität muss man lernen, und zwar mit jedem Partner neu. Das ist das Hauptthema, weil häufig auch junge Leute das Gefühl haben: Ich weiß und kann doch alles. So ist es eben nicht.

Kolle: Ach was. Wenn das jemanden stört, darf er halt den Fernseher nicht anstellen. Ich bin da ganz gelassen. Ich rege mich über ganz andere Dinge auf, zum Beispiel wie Alterssexualität behandelt wird. Ich rege mich darüber auf, wenn Alice Schwarzer sagt, nach Viagra werden die alten Säcke mit ihrem neu aufgerüsteten Kanonenrohr über die Frauen herfallen. Oder wenn von Lustgreisen gesprochen wird, wenn alte Männer Sexualität haben wollen. Eine absolute Unverschämtheit ist das.

Kolle: Früher war ich ein zorniger junger Mann, jetzt bin ich ein zorniger Alter. Kein Mensch würde die Sängerin Bibi Jones, ein Star meiner Jugend, die 75 Jahre alt ist und einen 45-jährigen Mann hat, als Lustgreisin bezeichnen. So redet man nicht über Frauen.

Kolle: Wie eine schöne Sache, insofern habe ich gewonnen. Natürlich müssen wir über die Probleme reden, über Kinderpornografie und Kindesmissbrauch, auch über die Probleme zwischen Paaren. Aber erst einmal sagen wir: Sexualität ist schön - das war damals anders. Da war Sexualität ein Riesenproblem, das krank macht.

Kolle: Nein, ich sage das nicht aus moralischen Gründen. Wenn die Leute das wollen, sollen sie es tun. Ich warne davor, weil man davon süchtig werden kann. Die Menschen kümmern sich nicht genug um ihren Partner oder darum, auf eine vernünftige Weise Partnersuche zu betreiben. Das ist auf die Dauer schädlich für die Menschen.