Porträt: Musik-Makler vom Niederrhein
Bodo Krohn kennt die Stars der Schlagerszene. Er vermarktet Künstler und Produktionen. Erfolg ist für den 58-Jährigen auch eine Sache des Glücks.
Viersen. Stars wie DJ Ötzi kennt fast jeder. Aber wer kennt Bodo Krohn? Er hält im Hintergrund die Fäden in der Hand, hat manchen Star an der Leine - Ötzi gehört dazu.
In seinem Büro hängen hunderte Fotos: Bodo mit Claudia Jung, Bodo mit Andy Borg, Bodo mal ganz schick, mal im T-Shirt. Daneben jede Menge Goldene Schallplatten für erfolgreiche Musikproduktionen.
Über die Auszeichnungen von früher schmunzelt Krohn heute: "Die Sonne von gestern wärmt die Leute nicht mehr", umschreibt er poetisch sein Arbeitsprinzip: Ständig nach vorne schauen, nicht zurück, immer neue Ziele vor Augen. Und sie sind ständig in Bewegung, Krohns helle Augen hinter der modernen Brille.
Groß und kräftig ist er, lässig elegant die Kleidung, stoppelig das Gesicht, die Frisur ganz ohne Haare. Flexibel muss einer wie er sein in einer Branche, die so kurzlebig ist wie ein Konzertabend: Nach der letzten Zugabe zählt nur der nächste Auftritt.
So gibt er sich mal distanziert weltmännisch, mal kumpelhaft scherzend, jetzt ganz der Typ Manager, dann wieder der charmante Plauderer. Mittags einen sensiblen Künstler für die neue Produktion motivieren, kurz darauf einen skeptischen Fernsehredakteur überzeugen, gerade diesen Künstler in die nächste Show zu holen.
"Ich hab so ein bisschen Maklerfunktion", umschreibt er seinen Job. Will sagen: Er vermarktet Künstler und Produktionen, der Promoter Bodo Krohn. Veranstaltet und organisiert, früher mehr im Auftrag der Musikindustrie, etwa für Herbert Grönemeyer oder BAP, jetzt in eigener Sache hauptsächlich in der Schlager- und Partyszene - seit acht Jahren ist Krohn selbstständig.
Der Musik-Makler hat von jeher mit den Stars zu tun, kennt manche gut, andere besser. "Aber ich mache das ja nicht, um abends mit den Prominenten an der Theke zu sitzen", sagt er. Sicher, da ergab sich schon mal, dass er mit Falco auf der Herrentoilette plauderte oder...
"Ach, wissen Sie, das gehört nicht in die Öffentlichkeit, ich muss loyal sein", winkt Krohn ab, "andererseits, wenn ich überlege, was der Bohlen in seinem Buch schreibt, da könnte ich viel mehr erzählen." Und dann denkt der 58-Jährige laut nach: "Vielleicht schreibe er später wirklich mal ein Buch über die Stars. Über die Sternchen. Über die Szene."
Die Szene vor allem ist es, die Krohn aufmischt: "Disko und Party, die sind so oft totgesagt worden, aber immer wieder der Renner", hat er erfahren. Erst eine Motto-Party für über 10000 Besucher mit organisieren, dann Jörg Bauschs Song "Großes Kino" zum Partyhit 2008 machen, schließlich live eine Schlagerveranstaltung moderieren: Bodo Krohn scheint ein Hans Dampf in allen Musikgassen zu sein. Dabei wirkt er nicht gestresst: "Ich kriege das gut organisiert, da bleibt noch Zeit für die Familie."
Am Organisationstalent allein kann’s nicht liegen, dass einer so erfolgreich ist, der schon in jungen Jahren als Diskjockey jobbte und sich in der Musikindustrie bis zum Labelchef hocharbeitete. Krohn bescheiden: "Manchmal gehört auch Glück dazu."
Und er erzählt die Geschichte von den Schlümpfen: Er sollte den Schlümpfe-Song "Cotton Eye Joe" vermarkten - eine reine Studioproduktion. Krohn, damals noch in Diensten einer Plattenfirma, steckte Tanzmariechen in Schlumpfkostüme und ließ sie zu Playback-Klängen bei einem Ligaspiel von Borussia Mönchengladbach auftreten:
"Die Sportschau hat damals über eine Minute von dem Auftritt gesendet, die beste Werbung, die man sich denken kann!" Die Schlümpfe wurden in viele Fernsehshows eingeladen, das Album geriet zum Megahit. Fußball und Musik - das passt. Krohn lässt Mallorcas Stimmungskanone Mickie Krause für Fußballfans hierzulande singen, die trällern Krauses Lieder, das zieht Kreise, Krause verdient, Krohn auch.
Mallorca als Geldquelle? "Der ganze Mallorca-Mythos ist Quatsch", winkt der Macher ab. Es stimme nicht, dass die Inseldiskos Geburtsstationen für neue Hits und Stars seien: "Die Produktionen werden hier geplant und gezielt auf Mallorca getestet, je nach Machart in der Partyszene, bei der Grölfraktion oder in der Clubszene."
Fußball und Mallorca und Musik - die Konstellationen in der Musikbranche sind oft kurios: "Da vermengt sich vieles, auch Schlager, Pop und Volksmusik", weiß Krohn. Dazu alle nasenlang neue Namen. Krohn: "In Sendungen wie ’Deutschland sucht den Superstar’ werden Stars produziert wie Joghurt - mit Verfallsdatum."
Fleißige Künstler mit Ausstrahlung indes, die könnten bestehen - wie etwa Andy Borg. "Ach, von dem kriege ich noch 10Euro", sagt Krohn und lacht. Für 10Euro gibt’s zwar schon günstige CDs, aber: "Fürs große Geschäft verliert Musik als physikalisches Produkt, also als Schallplatte oder CD, immer mehr an Bedeutung."
Downloads aus dem Internet spielten eine Rolle, mehr aber noch die Sehnsucht der Menschen nach Abwechslung, nach Erlebnissen, Konzerten, Partys. Weshalb Krohn gezielt auf die Live-Szene setzt. Und da hat er schon wieder einen dicken Fisch an der Angel. "Darüber darf ich aber noch nicht reden", sagt Krohn und fügt hinzu: "Ich bin auch nicht so wichtig." Er ist eben nur der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Herr Krohn, was gönnen Sie sich am Feierabend?
Ein Glas Rotwein
Worüber können Sie lachen?
Über lustige Filme, aber ich weine bei traurigen Szenen, habe nah am Wasser gebaut.
Taugen Sie als Hausmann, können Sie kochen?
Meine Frau wünscht sich das...
Wo machen Sie Urlaub?
Auf Mallorca, für mich eine wunderschöne Insel.
Ihre Lieblingsseite im Internet?
Internet ist nicht so mein Ding, aber Google ist ganz okay.
Ihr größter Erfolg?
Berufliche Erfolge verlieren sich, aber gute Freunde zu haben, das ist für mich ein Erfolg.
Und der schlimmste Misserfolg?
Als mal eine Freundschaft zerbrach, Feindschaft daraus wurde.
Was ist für Sie Glück?
Im Tennis gegen jemanden zu gewinnen, gegen den ich sonst nur verliere.
Ihr Vorbild?
Jeder, der zu sich selbst steht.
Ihr Lebensmotto?
Immer ein bisschen Spaß dabei!