Milch-Skandal in China: 53.000 Kinder krank

Behörden wussten schon seit August von den verseuchten Produkten.

Peking. Die Zahl der kranken Babys durch verseuchtes Milchpulver in China ist drastisch gestiegen. Am Montag wurden nach offiziellen Angaben knapp 13.000 Säuglinge und Kleinkinder in den Krankenhäusern des Landes behandelt, weil sie Milchprodukte getrunken hatten, die mit der giftigen Chemikalie Melamin versetzt waren.

Außerhalb der Kliniken werden weitere 40.000 Kinder wegen Beschwerden versorgt. Mehr als 100 von ihnen zeigten momentan schwere Krankheitssymptome, teilte das Gesundheitsministerium mit. Bislang sind vier Babys gestorben.

Das chinesische Fernsehen berichtete, dass der hauptsächlich betroffene Betrieb Sanlu in der Provinz Hebei den intern seit Monaten bekannten Skandal am 2. August den örtlichen Behörden gemeldet habe.

Diese hätten die Informationen jedoch nicht weitergegeben und auch keine Maßnahmen ergriffen. Der verantwortliche Bürgermeister wurde gestern entlassen, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua.

Für die Verbraucher in Europa sehen die nationalen und europäischen Behörden nach wie vor keine Gefahr. Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) forderte die Länder allerdings zu verschärften Kontrollen des bestehenden Einfuhrverbots für chinesische Milchprodukte auf.

Zum Fund von Melamin-Spuren in einer Probe des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé in Hongkong erklärte das Unternehmen: "Kein Nestlé-Baby-Milch-Produkt, das in Deutschland auf dem Markt ist, enthält Melamin." Das werde durch zertifizierte Qualitätskontrollen sichergestellt.

Die in einem Hongkonger Labor untersuchte Probe habe Melamin-Spuren aufgewiesen, die 25-fach niedriger seien, als es der EU-Grenzwert erlaube. Ursache für die Verunreinigung könnte laut Nestlé "Kunststoff in der Verpackung" sein.

Der Melamin-Skandal sei ein "rein chinesisches Problem", betonte Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherschutz-Organisation "Foodwatch", im ZDF.

Angesichts vermehrter illegaler Lebensmittelimporte über die Schwarzmeer-Häfen in Osteuropa seien neben Kontrollen allerdings auch politische Maßnahmen gefragt. Bode forderte eine verstärkte Haftung auch von Importeuren und Einzelhändlern für die von ihnen verkauften Produkte.