Deutschland hat die zweitälteste Bevölkerung auf der Welt

Im Jahr 2009 waren 17 Millionen Menschen in der Bundesrepublik mindestens 65 Jahre alt. Das war 1950 noch ganz anders.

Berlin. Man muss schon ein Zahlenfreak sein, um sich durch die fast 750 Seiten zu kämpfen. Zum 60. Mal veröffentlichte das Statistische Bundesamt ein Jahrbuch, das die Deutschen in Zahlen beschreibt. Was hat sich verändert? Was ist geblieben? Bekannt ist: Es gibt immer mehr ältere Menschen.

Bei der Vorstellung des Jahrbuches 2011 am Mittwoch in Berlin zogen die Statistiker auch einen Vergleich zur Anfangszeit der Bundesrepublik. Beispiel Heiraten: Paare geben sich immer seltener das Jawort — und sind bei der Eheschließung deutlich älter als früher.

1975 erreichte das Heiratsalter den niedrigsten Stand in der Geschichte der Bundesrepublik. Damals waren Frauen in Westdeutschland bei der (ersten) Heirat 22 Jahre alt, Männer knapp 25. Mittlerweile gehen Frauen im Durchschnitt mit 30 Jahren eine Ehe ein, Männer mit 33 Jahren. Damit sind die Paare bei der Heirat so alt wie nie zuvor.

Und dann war da noch eine alarmierende Nachricht: Deutschland hat nach Japan die älteste Bevölkerung auf der Welt. Im Jahr 2009 waren in der Bundesrepublik 17 Millionen Menschen mindestens 65 Jahre alt. Diese Gruppe machte ein Fünftel der Gesamtbevölkerung aus, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler.

Damit steht Deutschland nach Japan auf dem zweiten Platz. Ganz anders war dies 1950: Damals lebten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik sieben Millionen Menschen, die mindestens 65 Jahre alt waren. Das war jeder Zehnte.

Nach den Worten Egelers wurden 2009 in der Bundesrepublik 665 000 Kinder geboren — so wenige wie nie zuvor. Zwar sei die Zahl im Jahr 2010 wieder etwas gestiegen. „Dennoch hat sich die Zahl der Geburten gegenüber 1950 nahezu halbiert“, sagte er.

1950 wurden auf dem früheren Bundesgebiet noch 16 Geburten je 1000 Einwohner gezählt. Das entspreche den aktuellen Verhältnissen in Brasilien, sagte der Präsident. Heute kommen in Deutschland nur noch acht Geburten auf 1000 Einwohner. Damit liegt die Bundesrepublik auch hinter den USA (14 Kinder/1000 Einwohner), Frankreich (13 Kinder), Großbritannien (12 Kinder) sowie Japan und Italien (neun Kinder).

Heute geborene Kinder haben aber deutlich bessere Chancen auf ein langes Leben: Für einen Jungen liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 77 Jahren, für ein Mädchen bei 83 Jahren. „Die Lebenserwartung der Neugeborenen ist damit um 13 beziehungsweise 14 Jahre höher als Anfang der 1950er Jahre in Westdeutschland“, sagte Egeler.

Im Vergleich der anderen EU-Länder ist Deutschland aber hier nur oberes Mittelfeld. Höhere Lebenserwartungen haben unter anderem die Menschen in Frankreich, Schweden und Italien.