Die Ära Kelly auf Schloss Gymnich ist vorbei
Wasserschloss für drei Millionen Euro zwangsversteigert.
Brühl. Am Ende ist für einen Moment noch mal alles so wie früher. Kameras drängen sich um Joey Kelly (39), und der Mann versichert, es gehe ihm großartig. „Ich bin erleichtert, begeistert. Es ist ein großer Tag für mich.“ Damit meint er nicht einen neuen Plattenvertrag, sondern die Zwangsversteigerung des Familiensitzes Schloss Gymnich.
Vor 14 Jahren hatte Daniel Jerome Kelly, der rauschbärtige Patriarch der sangeslustigen Familie Kelly, das Wasserschloss ersteigert. Für damals 13,1 Millionen Mark. Es folgten Jahre, in denen Horden weiblicher Fans tagelang vor den Toren campierten und die Anwohnerschaft mit ihrem Gekreische halb wahnsinnig machten. Aber bald wurde es stiller. Der Erfolg ließ nach, die jüngeren Kellys zogen aus, und 2002 starb Vater Kelly mit 71.
Der Gerichtssaal ist immerhin bis auf den letzten Platz gefüllt, als Rechtspflegerin Andrea Zavelberg zur Abgabe von Geboten auffordert. Joey Kelly erhebt sich in der ersten Reihe und bietet die Summe von 1,5 Millionen. Die Vertreter der Gläubigerbank, die links von ihm sitzen, behalten ihn im Auge. Die Kellys haben Schulden. Und sie sind sich nicht einig, wie das Schloss künftig genutzt werden soll. Zwölf Eigentümer — das seien einfach zu viele, hatte Joey Kelly erläutert. Da sei „immer jemand anderer Meinung“.
Kelly wird überboten. 1,9 Millionen kommen von einem Mann im Nadelstreifenanzug. Am Ende kommt es zu einem Bieterkampf zwischen der Vertreterin einer schweizerischen AG und einem Herrn, der cool genug ist, zwischen seinen Millionengeboten in der Zeitung zu blättern. Er weist sich vor Gericht als Gerd Overlack aus und bezeichnet sich als Rentner. Der 67 Jahre alte Overlack bekommt den Zuschlag bei 3 050 000 Euro.
„Mein Vater lebt nicht mehr, ich glaube, er wäre sehr stolz, wenn er gewusst hätte, dass Herr Overlack das Schloss übernimmt“, sagt Joey Kelly. Overlack will mit seiner Frau selbst dort einziehen. Vor Joey Kelly könne er nur den Hut ziehen: „Für ihn ist es emotional nicht leicht.“ Dann will er noch etwas Nettes sagen: Joey und seine Geschwister seien immer willkommen.