Die ARD will Bruce Darnell
Eigene Show: Der Model-Trainer, der bei ProSieben zum Star von Heidi Klums Show wurde, verhandelt mit dem Ersten.
München. Bruce Darnell war bei Heidi Klums Show "Germany’s next Topmodel" (ProSieben) eigentlich nur als bunter Farbtupfer in der Jury engagiert. Doch er stahl in den bisherigen zwei Staffeln nicht nur den Kandidatinnen, sondern oft auch Supermodel Heidi locker die Schau.
Denn Darnell, der lange für bekannte Modehäuser gemodelt hat, fällt nicht nur durch seine filigranen 1,90 Meter auf. Der US-Amerikaner prägte sich auch durch sein Strubbeldeutsch ein: "Die Handetasche muss lebendig sein", empfahl er etwa in der Show. Die schrägen Sprüche vermarktet er erfolgreich auf T-Shirts: "Das ist der Wahrheit."
Der Trainer für schwebende Auftritte auf dem Laufsteg ("More drama, Baby") ist zudem ein leicht zu emotionalisierender Mann, der regelmäßig in Tränen ausbrach, wenn wieder eine Kandidatin ausscheiden musste. Alles in allem ist er offenbar ein Mensch, der künstlich und manieriert wirken könnte, dabei aber völlig echt ist.
Bei den Zuschauern - vorwiegend jung und weiblich - kam all das bestens an. Der Privatsender ProSieben registrierte hohe Sympathiewerte für den 50-Jährigen, der keinen Tag älter als 30 aussieht. Diese Popularität hat Darnell, der eine wenig erfreuliche Kindheit, eine harte Ausbildung bei der US-Army und ärmliche Jahre mit Aushilfsjobs hinter sich hat, mittlerweile zwei Werbeverträge mit C & A sowie dem Telefon-Discounter Fonic eingebracht. Nun hat auch die ARD ein Auge auf ihn geworfen.
Programmdirektor Günter Struve höchstselbst verhandelt nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) mit dem Modeltrainer über eine eigene Show am Vorabend um 18.50 Uhr. Inhaltlich könnte die Sendung zum Eiertanz werden. "Sicherlich wäre es nicht Topmodel-Variante B, sondern etwas anderes", versi- chert ARD-Sprecher Bernhard Möllmann. Im Gespräch ist eine vorerst vierteilige Art Beratungsshow, die laut Darnells Managerin Angelika Mester-Witt aber nicht im Modelbereich angesiedelt sein soll.
ProSieben ist wenig erfreut über Darnells Pläne: "Wir würden ihn natürlich gern weiterhin bei der Show dabei haben wie bisher, aber wir können ihn nicht um jeden Preis halten. Wir haben versucht, weitestgehend finanziell mitzugehen", sagte Unternehmenssprecherin Petra Fink. Denn die ARD soll laut FAZ mit einem großzügigen Honorar winken - wie schon bei anderen Abwerbungen von Privatsendern, zum Beispiel bei Harald Schmidt, Oliver Pocher und Reinhold Beckmann.
Bruce Darnell wurde am 19. Juli 1957 in Colorado geboren und wuchs mit neun Stiefgeschwistern auf. Er studierte zunächst Soziologie und ging dann zur US-Army. Sechs Jahre diente er als Fallschirmjäger in Fort Bragg, North Carolina.
In Deutschland jobbte er in Diskotheken, bevor er 1983 als Model entdeckt wurde. Er lief unter anderem für Modeschauen von Kenzo Takada, Issey Miyake, Hermès und Calvin Klein in Paris, Mailand, Tokio und New York über den Laufsteg. Seit 15 Jahren arbeitet Darnell auch als Choreograf und Trainer für Models.