Jürgen Roland ist tot: Ein Leben für den guten Krimi
Jürgen Roland schuf Klassiker wie „Stahlnetz“ oder „Großstadtrevier“. Am Wochenende starb der große Regisseur im Alter von 81 Jahren.
Hamburg. Sein Herz schlug für den Krimi. Altmeister Jürgen Roland brachte Mörder, Diebe und Schurken, Kommissare und Polizisten in die deutschen Wohnzimmer. "Mich interessiert, was in diesen Menschen vorgeht", sagte Roland einst. Das versuchte er unter dem Einsatz des genretypischen Spannungsbogens dem Fernsehpublikum näher zu bringen.
"Jürgen Roland hatte ein Gespür für das, was beim Publikum ankommt, und ein Gespür für gute Schauspieler", lobt Kollege Dieter Wedel. Rolands Renommee war über Jahrzehnte ungebrochen - und wird es für viele Film- und Fernsehmacher bleiben. Im Alter von 81 Jahren ist der Regisseur nun nach schwerer Krankheit gestorben.
Die Vorliebe des Hamburgers für Geschichten um Täter und Opfer währte lange, als Schüler schon führte Roland selbst verfasste Krimis auf. Sein Geschäft lernte er von der Pike auf - bis 1948 als Radioreporter, später als Fernsehredakteur, ab 1953 als Regisseur. Bekannt wurde Roland als "Reporter mit der Kamera": Mit gründlich recherchierten, milieugerecht und realistisch nachgestellten Kriminalfällen etablierte er ein neues Genre.
Nach der Serie "Der Polizeibericht meldet" (1954) folgte die populäre Reihe "Stahlnetz" (1958 - 1968). Auch mit dem Krimi-Quiz "Dem Täter auf der Spur" (1967 - 1973) mit Quoten bis zu 64 Prozent gelang ihm ein echter Straßenfeger.
Roland drehte Edgar-Wallace-Filme und Tatort-Folgen. Vor allem aber kannte er Hamburgs sündige Meile wie kaum ein anderer. 1959 arbeitete er vier Wochen lang auf der Wache an der Reeperbahn - sein Film "Polizeirevier Davidswache" ist mehrfach preisgekrönt. Immer wieder zog es den Ex-Amateurboxer in die Boxerkneipe "Ritze".
Der Arbeit der Polizei setzte der Regisseur ein Denkmal: Das von ihm aus der Taufe gehobene "Großstadtrevier" hat sich zum TV-Dauerbrenner entwickelt. Die älteste ARD-Vorabendserie ist seit 1986 im Programm. Nicht auf Action und Gewalt setzen die Filme, sondern auf sympathische Charaktere und menschliche Geschichten. Die Bremer Polizei kürte ihn dafür zu ihrem "Ehrenkommissar".
Doch in den letzten Jahren gab es für Rolands Geschmack dann doch zu viel Mord und Totschlag im Fernsehen: "Wenn einer vom anderen Stern vor unserem TV landen würde, müsste er denken, er ist mitten im Herz von Chicago - es knallt, qualmt und raucht ja überall." Sogar die "Tatort"-Filme in der ARD, die Roland sehr gern anschaute, flimmerten ihm zu oft über den Bildschirm.
TV-Programm Der NDR sendet am Montag um 21 Uhr den Tatort "Tod eines Mädchens", bei dem Roland Regie führte. Um 23 Uhr folgt ein 45-minütiges Porträt. Auf der TV-Seite konnte diese Änderung nicht berücksichtigt werden. Am Donnerstag sendet der NDR eine Jürgen-Roland-Nacht.
Dieter Wedel "Wer über Jahrzehnte solch ein Renommee genießt wie er, der hat wirklich etwas drauf."
Joachim Fuchsberger "Er war ein absoluter Könner. Es war eine Pracht, mit ihm zusammenzuarbeiten."